Geschichten & Gespräche mit internationalen
Künstlern und Künstlerinnen
10.04.2010

Daniel Powter

Als Daniel Powter im Frühjahr 2005 seinen Song "Bad Day" vorgestellt hat konnte man davon ausgehen, dass der Song ein Hit werden würde. Aber dass er sich fünf Millionen Mal verkaufen würde, dass er der am häufigsten heruntergeladene Song aus dem Internet und einer der meistgespielten Songs im Radio werden würde... das konnte niemand voraussehen.

"Bad Day" hat etwas Strahlendes in sich und man hört dieses Lied immer noch sehr oft ohne dabei jemals das Gefühl zu haben: "Nun reichts!"

Meine erste Begegnung mit Daniel wird für mich für immer unvergesslich bleiben: Die Interviewzeit war großzügig geplant und Daniel hat viel und gerne erzählt. Als die Aufzeichnung beendet war, blieb Daniel noch eine Weile sitzen. Diese Momente im Studio, wenn man nicht hetzen muss, schätze ich sehr.

Einige Wochen später bedankte sich Daniel persönlich für die Unterstützung. "Bad Day" war auf dem Weg ein großer Hit zu werden. Wir sprachen noch einmal über ein kleines hr3-Konzert, aber Daniel hatte so viele Angebote aus der ganzen Welt, er hatte einfach keine Zeit. Wann immer ich mit gemeinsamen Bekannten gesprochen habe, fragte ich wie es Daniel geht.

2006 wurde "Bad Day" auch in Amerika zu dem, was man einen Monsterhit nennt. Dennoch kannte man Das Gesicht hinter dem Song nicht. Ich ging davon aus, dass der anhaltende Erfolg von "Bad Day" der Grund dafür war, dass Daniel noch kein anderes Album gemacht hatte. Normalerweise muss ein Künstler in einem bestimmten Zeitrahmen Nachfolgehits liefern, sonst fängt er jedes Mal bei Null an.

Die Zeit verging. "Bad Day" lief und lief und lief im Radio. "Free Loop", der Song, der danach kam, war auch hübsch, hatte aber gegen "Bad Day" keine Chance.

Und dann hieß es auf einmal vor ein paar Wochen: Daniels neue Album ist fertig! Die erste Single daraus, "Next Plane Home", würde bald Radiopremiere haben. Ich fragte sofort ob Daniel nach Deutschland kommen würde, damit ich ihn auf keinen Fall verpassen würde. Egal wann und wo!

Berlin, 23. September 2008, Grand Hyatt Hotel

Wir treffen uns in einer ruhigen und gemütlichen Suite. Da das nachfolgende Interview nicht stattfindet, kann ich länger bleiben.

Daniels Stimme ist im Laufe der letzten Monate noch sanfter geworden, seine Augen jedoch wirken traurig. Ich ahne es: Es war nicht der überwältigende Erfolg von "Bad Day", der Daniel so lange vom neuen Album abgehalten hat'

Daniel erzählt frei von der Leber weg. Wenn der Erfolg da ist, wenn man jeden Tag an einem anderen Ort ist, wenn man täglich von fremden Menschen umgeben ist, wenn keine Nähe entsteht, wenn man manchmal nicht mehr weiß wo man ist, weil alle Hotelzimmer gleich sind... dann dreht man irgendwann durch.

Niemand hatte ihn damals gewarnt, niemand hatte ihm gesagt, wie er damit umgehen sollte. Er hatte keine Ahnung, wie er auf sich aufpassen sollte, wenn er zweieinhalb Jahre ununterbrochen unterwegs sein würde und immer wieder "Bad Day" singen müsste. Daniel hat in dieser Zeit alles hinterfragt: Wieso hat er den Erfolg und das Geld nicht genossen? Er hat an sich gezweifelt und irgendwann war der Alkohol nicht weit weg. Und die Drogen auch nicht. In Taiwan war er dann so alle, dass er ganz einfach zusammenbrach. Es gab nur eine Rettung: Ruhe. Entzug. Versuchen, alles zu erklären. Daniel war davon überzeugt, dass in ihm keine Musik mehr war und dass er nie wieder Klavier spielen würde. Er schlich zu Hause ums Klavier, er wischte den Staub ab, er weinte und er hatte keine Kraft etwas Neues zu machen. Der Ausweg bot sich in Gestalt von Linda Perry - der Frau, die sich nach ihrer Karriere bei den "4 Non Blondes" als Songschreiberin für zum Beispiel "P!nk" und Produzentin einen großen Namen gemacht hat. Zunächst lehnte Linda die Zusammenarbeit ab. Sie sagte ihm knallhart: "Ich mochte das Album mit 'Bad Day' nicht." Irgendwann hatte sie aber ein Einsehen und statt sechs Wochen, die für die Arbeit mit Daniel vorgesehen waren, verbrachten sie acht Monate zusammen. Sie wurde seine beste Beraterin und seine engste Vertraute.

Sie sagt zu ihm "Spiel einfach so, ohne dabei zu denken, dass daraus ein Hit werden muss. Es soll nur Spaß machen!" So fing Daniel wieder an Musik zu machen. Der erste Song, der entstand war "Best Of Me":

I was made the wrong way, won't you do me the right way

Where you gonna be tonight, 'cos I won't stay too long

Maybe you're the life for me, when you talk to me it strikes me

Won't somebody help me, 'cos I don't feel too strong

Die Demoversion von "Best Of Me" (Bonus-Track auf der Maxi-CD von "Next Plane Home") lässt seinen ganzen Schmerz fühlen.

Die Story hinter "Next Plane Home" ist diese: Wie oft wollte er irgendwo auf der Welt alles hinschmeissen und das nächste Flugzeug nach L.A. nehmen!? Stattdessen blieb er und sein Privatleben litt darunter: Seine Beziehung ging kaputt. Seine kleine Tochter Sophie ist sein größter Schatz und im Video zu "Next Plane Home" zu sehen.

"Under The Radar" heißt das neue Album - alles beobachten, alles klären.

Daniel betont, dass er nicht so gerne seine Fotos in verschiedenen Magazinen sehen möchte und das Drehen von Videos ist auch nicht gerade seine Lieblingsbeschäftigung. Aber er weiß jetzt was und wieviel "Part Of The Game" ist und was in diesem Geschäft ganz einfach sein muss. Dennoch will er nur noch das machen, was er wirklich möchte.

Wir reden erneut vom kleinen Daniel, dessen Lieblingslied immer noch "Hey Jude" ist, wir singen zusammen "Two Of Us" von den Beatles, einen weiteren Song aus seiner Kindheit.

Ich erzähle ihm, dass es manchmal hilft, wenn man sich selbst als Kind vorstellt und es sich zur Aufgabe macht dieses Kind zu beschützen. Keiner wird es für uns tun, nur wir selbst.

Dann sagt Daniel: "Bad Day" ist nicht mehr mein Song. Zu viele haben ihn adoptiert und zu "ihrem" Song gemacht. "Manchmal, wenn ich den Song im Radio höre, frage ich mich: Wer singt denn da? Wer ist das? Ich erkenne meine Stimme nicht. Damals, als ich den Song geschrieben habe, war ich 30 oder 31. Jetzt bin ich 37... das bin ich nicht mehr..."

Nachrichtenagentur Reuters

30. September 2008

Die 24jährige Duffy hat nach dem großen Erfolg von "Mercy" Schwierigkeiten mit ihrem Ruhm umzugehen. Der Druck der Öffentlichkeit sei groß, gestand Duffy der Zeitung Western Mail. "Ich bin am Rande eines Nervenzusammenbruchs. Ich bin nie mehr ruhig und gelassen" sagt sie. Oft plagen sie Zweifel, manchmal sei ihr einfach danach von der Bildfläche zu verschwinden. "Es wäre sehr einfach ein Einsiedler zu werden."

Daniel Powter




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