Geschichten & Gespräche mit internationalen
Künstlern und Künstlerinnen
15.08.2011

Gypsy & The Cat

Gypsy and the Cat sind Xavier Bacash und Lionel Towers. Sie kommen aus Melbourne. Lionel ist 26 Jahre alt und Xavier 22. Lionel hat früher in der Schule Deutsch gelernt und zählt: "Eins, zwei, drei..." Er würde das Interview gerne in Deutsch machen.

Xavier erzählt, dass sie fast bei jedem Interview immer wieder das Gleiche gefragt werden: "Wer von den beiden ist der Gypsy und wer ist the Cat?" Das finden sie überhaupt nicht mehr lustig. Den Namen "Gypsi and The Cat" haben sie aus dem Buch "365 Gute Nacht Geschichten" aus dem Jahr 1930. Die Geschichte für den 1. Oktober heißt darin "Gypsy and the Cat".

Wie haben sie sich kennen gelernt? Xavier erzählt: "Lionel hat mich in einer Bar gesehen und sich wohl verguckt." Und dann lacht er laut.

Nein, so war es nicht. Beide haben früher als DJs gearbeitet und gemerkt, dass sie das gleiche Musikinteresse verbindet. Ihr musikalischer Background ist sehr ähnlich: Wieder einmal hat die Plattensammlung der Eltern, in der es viel Simon and Garfunkel gab, eine große Rolle gespielt.

Ihr Album trägt den monumentalen Titel "Gilgamesh". Damit ist zwar eine der ältesten überlieferten literarischen Dichtungen aus dem babylonischen Raum gemeint, aber bei "Gypsy and The Cat" geht es einfach nur um den Liebesschmerz. Zurück zur faszinierenden Geschichte:

Gilgamesch ist der Name einer Figur, die zu zwei Dritteln Gott und zu einem Drittel Mensch ist und die nicht ganz alltägliche Kräfte besitzt. Er ist König in Uruk und wird als ungehobelt geschildert. Nach dem Anhören einer Geschichte schläft Gilgamesch sechs Tage und Nächte durch, bevor er nach dem Aufwachen am siebten Tag verraten bekommt, wo er eine Pflanze finden kann, die ihm das ewige Leben ermöglicht. Gilgamesch findet die Pflanze und will die Wirkung zuerst an einem Greis testen, als ihm eine Schlange die Pflanze stiehlt und Gilgamsch mit leeren Händen heimkehren muss. Am Ende bleibt ihm nur der Stolz auf die Stadtmauer, die er errichtet hat. Soviel zur Geschichte, die hinter dem Albumtitel steckt.

Alle Songs auf dem Album "Gilgamesh" handeln von Xaviers Ex-Freundin, die, metaphorisch gesehen, eine babylonische Mauer um sich aufgebaut hat. Sie hat Xavier zutiefst verletzt. Man denkt sofort an das Album "Songs about Jane" von "Maroon 5" - damals hat Adam Levine auch seine verlorene Liebe mit einem Album verarbeitet. Lionel meint, dass Gypsy and the Cat nicht so direkt sind. Xavier würde nie einen Song "Alex Carol" nennen - so heißt seine Ex Freundin. Und ihr Hit "Jona Vark"? Eigentlich ganz unspektakulär: Sie wollten einfach einen fiktiven Song über ein Mädchen namens Jona schreiben. Und während sie darüber nachdachten, kamen sie auf Joan Of Arc, die Jungfrau von Orleans. Und wenn man diesen Namen schnell ausspricht, wird daraus eben "Jona Vark".

Lionel und Xavier sind zwar nicht die besten Freunde, doch ihr gemeinsames Interesse an Musik hat sie zusammengeschweißt. Die beiden hatten noch nie Streit. Xavier sieht ein bisschen aus wie Daniel Redcliffe, der den "Harry Potter" gespielt hat. An diesen Vergleich hat er sich schon gewöhnt und lacht tapfer.

"Gypsy and The Cat" leben wieder in Melbourne, die teure Wohnung in London konnten sie nicht mehr bezahlen. Vielleicht, wenn sie richtig erfolgreich sind.

Maroon 5




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