Geschichten & Gespräche mit internationalen
Künstlern und Künstlerinnen
17.09.2010

hr3 Pop Talk 11/2004

Über den Dächern von Nizza

Bevor man Bono trifft, sollte man sich gut überlegen, was man ihn fragt, denn Bono redet wie ein Buch. Seine Betreuerin sagt: "Bonos Stimme ist heute etwas heiser, er soll nicht so viel reden - ich hole ihn in einer halben Stunde ab." Aber nach einer halben Stunde sind wir gerade mal am Anfang des Interviews. Zuerst geht es um U2-Konzerte, die gerade geplant werden. Es ist sicher: Die Band kommt mit dem neuen Album auch nach Deutschland.

Dann reden wir über Irland und das Problem, dass Bonos politische Meinungsgegner immer wieder sein Haus beschmieren. Frage: Darf ein Popstar seine politische Meinung überhaupt vertreten? Ja, schon - aber dann muss er mit den Konsequenzen rechnen. Erst dann spricht er über die U2-Songs und die Produktion. Das neue Album sorgte für Schlagzeilen, bevor es überhaupt erschienen war: Die Polizei hatte in Nizza, wo das Album zum Teil gemacht wurde, einige Verdächtige festgenommen. Was war passiert? Die Demo-Aufnahmen fürs Album waren verschwunden. Einige Tage später klärte sich die Sache auf: The Edge hatte sie bei einem Foto-Shooting liegen lassen.

Ein Paar Hosen?

Campinos Sohn Julian ist im vergangenen März auf die Welt gekommen, und seitdem sieht Campino die Welt ein wenig anders. Aber mit seinem "Elterngeschwätz" will er niemanden nerven, deshalb geht es auch auf dem neuen Album um die grundsätzlichen Themen wie den Sinn des Lebens. Manchmal wird Campino sentimental: Leise sagt er, wie gerührt er ist, dass sich die Hosen-Fans bemühen, ihre Grabstätten am Südfriedhof in Düsseldorf zu bekommen und zwar in der Nähe der gemeinsamen Gruft, die sich die Punkrocker von den "Toten Hosen" bereits gesichert haben. Fast drei Jahre nach "Auswärtsspiel" kommt Campino zu hr3. Wir schenken ihm einen Eintracht-Schnuller, weil Fortuna Düsseldorf noch keinen Schnuller hat.

Ein Popmärchen

Er ist 22 und Engländer mit zypriotischer Herkunft. Um glücklich zu sein, reicht ihm gute Schokolade, also gibt es welche vor dem Interview. Und Kristian erzählt: Die Schule hat er früh verlassen, weil er Legastheniker ist. Nicht nur das Schreiben bereitet ihm große Probleme, er konnte sich kaum konzentrieren. Alles, was er im Leben machen wollte, war: Musik schreiben. Singen wollte er gar nicht. Als er seine Songs einem Musikmanager vorgesungen hat, wurde er "abgelehnt", aber ein anderer Musikmanager hat Kristians wunderbare Stimme (durch die Wand!) gehört und war begeistert. Das Ergebnis: Kristian hat ein wunderbares Debüt-Album gemacht. Seine Songs schreibt er selbst. Am Ende des Interviews fragt er, ob er einen Song, den er gerade geschrieben hat, im hr3-Studio kurz für sich selbst aufnehmen könne. Die eine Strophe gefällt ihm so gut, dass er den ganzen Song aufnimmt. "High and low" heißt er. Alle im Studio haben Gänsehaut. Bevor er geht, schenkt er uns den Song. Wegen der guten Schokolade.

Die Lieben "Kleinen"

Jo Jo ist 13, Rene Olstead 14, Stephanie D. ist 15 und Joss Stone 17. Was auffällt: Jede von ihnen ist musikalisch anders als die andere. Stephanie D. und ihre Mutter kamen zum Deutschland-Besuch mit 16 Stunden Verspätung, direkt aus Orlando, wo der dritte Hurrikan in diesem Jahr wütete. Stephanie war im Vorprogramm bei der Abschiedstour von "Natural", und bevor die Tour losging, fragte man sie: Wie viele Tänzer hast Du? Stephanie sagte: "Ich habe keine Tänzer. Ich habe eine Band." Man war sehr überrascht. Stephanie D. will auf keinen Fall die zweite Britney werden. Eines ihrer Lieblingslieder ist "As I Lay Me Down" von Sophie B. Hawkins. Einige Tage später kommt die CD mit einigen Unplugged-Aufnahmen. Unter ihnen ist auch Stephanies Version von "As I Lay Me Down". Stephanie D. könnte es schaffen.





© 2024 Lidia Antonini