Geschichten & Gespräche mit internationalen
Künstlern und Künstlerinnen
08.04.2010

hr3 Pop Talk 11/2005

Sheryl Crow

Dass sich Medien in erster Linie für ihren Verlobten Lance Armstrong interessieren, weiss sie.

Die Augen von Sheryl Crow sind am Anfang des Gesprächs etwas kühl, auch wenn sie versucht nett zu sein. Ich hatte gar nicht vor nach Lance zu fragen. Die Geschichte hinter ihrem Lied "Light in your eyes" ist viel interessanter. Sheryl erzählt, dass dieser Song ihre Homage an George Harrison ist. Er hat sie sehr inspiriert und seine Musik war für ihr neues Album wegweisend. Der Gitarrensound und die Melodieführung sind von George beeinflusst. Das neue Album ist ziemlich ruhig, aber Sheryls rockige Tage sind noch lange nicht vorbei. Sie hat parallel auch an einem Rock-Album gearbeitet und das wird bestimmt in absehbarer Zeit veröffentlicht.

Über Lance spricht sie doch noch. Ganz freiwillig. Seit sie ihn kennt, ist ihr klar geworden, dass es sich lohnt das Leben noch einmal komplett umzukrempeln. Für seine Kinder hat sie einen Song geschrieben. Und wenn Stevie Nicks bei der Hochzeit "Landslide" singt, wird sie sehr glücklich sein....

Shaggy

Vor etwa einem Jahr hat er mich bei seinem Auftritt bei der Night Of The Proms in Frankfurt nur veräppelt: Jede Frage hat er verdreht um daraus einen Witz zu machen. Jetzt treffe ich ihn wieder. Shaggy ist höflich und schrecklich lieb. Und er meint: Ich kann jetzt mit ihm machen, was ich will, wir sind ganz allein. Das sagt er wieder so, dass man auf ganz andere Gedanken kommt.

Shaggys Musik macht einfach Spaß und Freude. Das gefällt ihm. Er weiss, dass er es leichter hätte, wenn er morgen mit Jennifer Lopez im Arm auf dem roten Teppich zu sehen sein würde, aber er will nur mit seiner Musik erfolgreich sein und nicht durch Schlagzeilen.

Während des Interviews rappt er, sagt, ich soll mit ihm "Just the way you are" singen und er lacht viel. Wegen "Just the way you are" hat er überhaupt angefangen Musik zu machen. Es gibt kein schöneres Liebeslied für ihn. Was kann man Schöneres sagen als: Bleib so wie du bist.

Nachdenklich und leise wird er nur, wenn es um seine drei Kinder geht. Er verbringt nicht so viel Zeit mit ihnen wie er gerne wollte. Deshalb hat er "Letter to my kids" geschrieben.

Sein Image ist eine Geschichte für sich:

"Shaggy" ist sein Spitzname seit der Schule, so hieß das Herrchen in der Zeichentrickserie "Scooby Doo". Als er 1993 "Mr. Boombastic" gemacht hat und der Song in England ein Hit wurde, haben Engländer Shaggy ganz anders wahr genommen. Denn, nur in England bedeutet "Shaggy" etwas ganz anderes - etwas Unanständiges. Und das hat etwas mit dem Ausdruck "to shag" zu tun.

Nichts von seinem Image war geplant. Nur, dass er an der Musik einen riesen Spaß hat.

Als er das Autogramm schreibt, steht darauf "One Love".

Laith Al-Deen

Es war 8 Uhr früh an einem Samstag: Er ist pünktlich, fröhlich, er hat große Lust zu arbeiten und sein Musikgeschmack ist excellent. Zwischen Steely Dan und Iron Maiden ist alles dabei, und er hat eine ganz besondere Erinnerung an "Tell it to my heart" von Taylor Dayne

Die Einladung bei hr3 eine Sendung zu gestalten und zu moderieren hat Laith gleich angenommen. Nach fünf Jahren Karriere, gehört er zu dem besten was es in der deutschen Musik gibt. Und wir haben so ein bißchen das Gefühl, dass er "unser" Laith ist, weil wir ihn von Anfang an kennen. Wie oft habe ich die Geschichte vom 5. Juli 2000 erzählt, als ihn kennen gelernt habe.

Ein Radio DJ wäre kein Job für ihn, weil so viele Dinge auf Kommando passieren müssen. Seine Stimme ist jedenfalls einzigartig und die Hörer waren begeistert.

Er hat diesen Stempel "Der Schmusepapst" - Laith kann aber viel mehr. Vielleicht kommt er irgendwann ganz rockig und ganz anders, als wir uns das vorstellen können. Einen Platz in der Musik hat er gefunden, jetzt muss er ihn nur noch etwas ausbauen.

Es macht Freude zu verfolgen, wie er das macht.

Keith Urban

Die Stimmbänder machen ihm zur Zeit ein bißchen Probleme, aber so klingt seine Stimme rauher und rockiger und - ja, so gefällt sie mir persönlich besser. Keith Urban ist seit zwei Jahren ununterbrochen auf Tour. Seine Geschichte ist schon eine besondere: Vor 13 Jahren hat er Australien verlassen . Seitdem ist er in Nashville und keiner hat in letzter Zeit die Countrymusik so aufgemischt wie Keith Urban. In der Country Metropole tragen Country Stars nur noch gelegentlich Cowboyhüte. Keith Urban kommt mir vor wie ein Bryan Adams der Country Musik. Er mischt Rock und Country, er spielt ausgezeichnet Gitarre und ganz nebenbei: Er sieht unverschämt gut aus. Und wenn er dann noch

"Take your records, take your freedom

Take your memories I don't need'em

Take your space and take your reasons

But you'll think of me"

singt, schmelzen alle dahin. Als ich ihn im letzten Winter beim Konzert in Orlando zum ersten Mal gesehen habe, war seine Version von "Jeans on" der Abräumer des Abends. Beim Kölner Konzert haben alle mitgesungen und Keith gefeiert als den kommenden Star.

Er würde sich wünschen, dass wir Musik nicht in Schubladen packen. Vieles von dem, was man früher als Rock'n'Roll bezeichnet hat, ist heute bereits County, ein Bruce Springsteen wäre nach dem heutigen Verständnis eher ein Countrystar. Und ist Norah Jones wirklich Jazz? Oder ist die Musik von Miles Davies Jazz? Jeder soll für sich entscheiden und vorher keine Vorurteile haben.

"And you're gonna think of me

Oh someday baby, someday"

Westlife

Als sie zum Interview kamen, sind unsere Pförtner verständnisvoll und lassen einige Mädchen auf das hr-Gelände. Ein Bodyguard beschützt Kian, Mark, Nicky und Shane. Jede Frage: "Kann ich ein Foto machen?" wird mit "Ja" beantwortet.

Im Studio erzählen sie , dass sie ungaublich glücklich sind. Westlife haben gerade erfahren, dass ihr Album "Face to face" nur 5 Tage nach der Veröffentlichung auf Platz 1 der GB-Charts eingestiegen ist. Das ist ihre schnellste Nr. 1 in den GB-Album Charts. Die Freude ist um so größer, weil sie Robbie Williams vom Platz 1 verdrängt haben. Leider haben wir keinen Champagner zum Feiern da. Ich würde auch nicht mittrinken. Wegen Robbie.

Westlife haben gerade ihre 13. Nr. 1 Single in den Charts. Die Musik, die sie machen, wird mit Vorliebe im weihnachtlich dekoriertem Ambiente gehört.

Auch die nächste Single mit Diana Ross gilt schon als sichere Nr. 1 in GB an Weihnachten.

Im Interview sind sie diszipliniert, sie wissen wer von ihnen welche Frage am besten beantworten kann. Mark zeichnet die ganze Zeit und nach gut 30 Minuten ist aus vielen Punkten und Strichen ein Gesicht geworden.

Nur bei der kritischen Frage nach der Coverversion von "Desperado" zeigt Kian Nerven und sagt: "Auch wenn das Original von den Eagles unerreichbar bleiben wird, wollen Westlife ihrem Publikum sagen: Es gibt eine tolle Band namens "Eagles".

A-ha

Ein Weinkeller in Köln, gedämpftes Licht und Geräusche der Weinkühlschränke.

Eine Lichtstrahl fällt direkt auf Magnes Augen, sie sind stahlblau.

Pal ist auch dabei, wer feht ist: Morten. Bei der Pressekonferenz anläßlich des A-Ha Deutschland-Tourstarts, die kurz vorher statt gefunden hat, war er auch nicht dabei. "Morten muss seine Stimme schonen". Da aber der dritte Stuhl und die Getränke für ihn vorbereitet waren, hat man doch noch gehofft, dass er kommt. Magne betont: "Ohne Morten - kein A-Ha". Das gilt natürlich nur für die Musik, und er und Pal bemühen sich das Interview so interessant wie möglich zu machen, denn sie wissen: Es macht keinen guten Eindruck, wenn ausgerechnet der Sänger nicht dabei ist.

Sie reden über ihr neues Album und über die Schwierigkeit den richtigen Produzenten zu finden. Magne sagt: "Die Beatles hatten George Martin, wir suchen jedes mal einen neuen Produzenten".

Magne weiss inzwischen wie man Songs schreibt: Früher hat er einen Song angefangen, Pal hat ihn beendet. Sein großer Wunsch: noch einmal einen solchen Hit wie "Hunting high and low" zu landen, noch einmal einen solchen Kick zu spüren und große Hallen zu füllen....Er denkt nach: "A-Ha haben das Zeug als einer der zehn Bands aus den 80ern noch lange in der Musik etwas sagen zu können. Das hängt in erster Linie von ihnen selbst ab. Und davon muss man auch Morten überzeugen.

Magne und Pal scheinen sich gut zu verstehen, die Atmosphäre beim Interview wird zunehmend lockerer.

Pal erklärt den Song: "Halway through the tour" - letztes Mal hat ihre Tour fast 9 Monate gedauert. Irgendwann hat er sich gefragt: Was tue ich hier eigentlich?

Nach der Tour hat er festgestellt: Alles hat sich verändert: meine Umgebung, mein Sohn... und ich bin auch anders geworden.

Auf die Frage, was er an einem solchen sonnigen Tag am liebsten macht, sagt er: "Rudern mit meinem Sohn im Central Park in New York".

Robbie Williams
Bryan Adams
Laith Al-Deen
Night Of The Proms




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