Geschichten & Gespräche mit internationalen
Künstlern und Künstlerinnen
10.04.2010

Huecco

!?Hola, que tal?!

Huecco gehört zu den Künstlern, die eine Frau, die sie gerade kennen lernen gleich mit einem Küsschen begrüßen. Robbie Williams macht das immer so. Paolo Nutini auch. Huecco zeigt gleichzeitig, dass er sich freut, das man sich für ihn Zeit nimmt und ihm zuhört.

Sein richtiger Name ist Ivan Sevillano. Seine musikalische Vergangenheit begann in der Band "Sugarless" und da war er "Ivanh". Seine Ex-Freundin nannte ihn "Ivanh, der Gummitarzan". Für seine Solokarriere wollte Ivan einen besonderen Namen. Spanische Namen wie Carlos Calderon oder Jorge Sanchez sorgen nur für ein Durcheinander, meint Huecco. "Huecco" fand er im Internet, "Huecco" (ausgesprochen "Uekko") stand für ein altes Wasserreservat in Texas, das von zwei Indianerstämmen bewohnt war. Huecco war nie dort und er weiß nicht, ob es das Wasserreservat noch gibt. Er wollte mit diesem Namen seinen Respekt vor den Indianern ausdrücken. Er liebt ihre Kultur und ihren Stolz und so gab er seiner Tochter den Namen "Idzel", was in der Sprache der Mayas "das Morgenlicht" bedeutet.

Das Interview mit Huecco läuft wie geschmiert - er springt vom Englischen ins Deutsche, dann spricht er Spanisch. Wie viele Sprachen spricht er?

Neben den erwähnten spricht er perfekt Französisch und er lernt noch Russisch und Portugiesisch. Wie kommt es, dass er Deutsch spricht?

Huecco hatte eine Freundin aus Ulm und weil er sie "erobern" wollte, hat er sich ordentlich Mühe gegeben Deutsch zu lernen. Kurz vor unserem Interview hat er sie angerufen: "Hallo Schatzli! Hier ist Ivanh, der Gummitarzan!"

Huecco ist in Spanien ein Star. Mit seinem Debütalbum vor zwei Jahren hat er nach wenigen Tagen Goldstatus erreicht und einen Klingeltonrekord für 250.000 Dowloads aufgestellt. Das Video zu "Reina de los Angelotes", dem Song, den wir in diesem Sommer auch häufig gespielt haben, ist das meistgespielte im spanischen Fernsehen.

Hueccos Musik ist vielseitig. Jeder Titel seines Albums bietet eine andere Musikrichtung. Auf dem ersten Album hat er unter anderem "Rumbaton" gemacht: "Reina de los Angelotes" ist eine "Rumbia", eine Mischung der kolumbianischen Cumbia und der spanischen Rumba. Diese beiden Richtungen ergeben eine "Rumbia".

Auf dem Album "Assalto" (Angriff) befindet sich auch der Song "Mirando al Cielo". Ein herrliches Stück Musik, das ich mindestens 20 Mal hintereinander gehört habe. Die Melodie basiert auf Pachelbels Canon. Im Text geht es um einen Soldaten, der sich plötzlich gegen den Krieg entscheidet und zugibt: "Ja, es kann sein, dass ich ein Feigling bin, aber vielleicht bin ich ein guter Ehemann, ein guter Liebhaber und alles was ich will ist, nach Hause gehen und mein Mädchen küssen". Diese Zeilen rappt Huecco am Ende des Songs.

Huecco weiß, dass das Image der Spanier überall gleich ist: "Ach, du bist Spanier?! Und für Spanien steht: Stierkampf, Toreros und Flamenco!" Huecco ist kein Torero, aber er liebt Flamenco. Er kann es immer noch nicht fassen, dass "Reina de los Angelotes", häufig im deutschen Radio zu hören ist.

Er ist ein Ex-Rocker, der Flamenco und Indianer liebt und darüber hinaus wunderbare Dreadlocks trägt. Eine Locke hat er seit 13 Jahren nicht mehr gekürzt. Und was die Pflege seiner Haare betrifft, sagt er, er sei wie eine Frau in dieser Hinsicht. Besondere Shampoos, besondere Wässerchen, damit sich bloß keine Läuse einnisten, dann jede Locke extra abtrocknen, damit die Feuchtigkeit richtig abgesaugt wird. Drei Stunden dauert diese "Operation" wenn er seine Haare wäscht!

Es war ein langes Interview, das wir dann bei einem Teller Nudeln und einem Glas Wein fortgesetzt haben, in der Hoffnung, dass Huecco irgendwann wieder kommt!

Robbie Williams




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