Geschichten & Gespräche mit internationalen
Künstlern und Künstlerinnen
13.11.2013

James Arthur

James Arthur ist 25 Jahre alt. Er sieht überhaupt nicht aus wie ein Popstar, aber er ist einer: Letztes Jahr hat er bei der britischen Casting Show "X-Factor" gewonnen. Anschließend hat er seine Single "Impossible" in kürzester Zeit eine Million Mal verkauft. Seine Geschichte ist rührend: Seine Eltern haben sich scheiden lassen als er zwei Jahre alt war. James blieb mit seinen Schwestern beim Vater in England. Seine Mutter heiratete wieder und ging nach Bahrain. Klein-James ging für drei Jahre dorthin, bekam Privatunterricht, lernte viel. Und dann entschieden die Eltern: James sollte zurück nach England, nach Middelsborough.

Ohne Arbeit, ohne Wohnung

Er wurde arbeitslos, obdachlos und alles, was er machen wollte, war Musik. 2011 hat er als einer unter 200 bei der Casting Show "The Voice" sein Glück versucht: "Wenn Du heutzutage als Musiker Fuß fassen willst, wird's schwierig. Du musst einen kennen, der einen kennt usw. Da ist die Politik manchmal wichtiger als Talent. So war's bei mir. Ich hatte kein Geld, ich strahlte nichts aus, ich lebte in einem klitzekleinen Zimmer und teilte mir das Badezimmer mit fünf zwielichtigen Gestalten. Dann kam X-Factor in die Stadt, und ich musste mich überwinden, mich zu bewerben. Ich war nicht besonders optimistisch, denn die zehn Jahre vorher habe ich ja immer nur um die Existenz gerungen. Aber Musik war immer meine Therapie, mein Ruhekissen, mein Alles. Ich schreibe Lieder, wenn ich unten bin genauso wie wenn's gut läuft. So drücke ich mich musikalisch aus."

Angst

Aber ein Jahr später hat es dann bei X-Factor geklappt, doch das war äußerst schwierig: James war ein Kandidat wie kaum ein anderer. Er musste eines Tages der Jury, in der auch Gary Barlow saß, sagen, dass er ein Problem hat: "Ich leide unter Angststörungen, die täglich auftreten. Die Musik hilft mir, sie zu überwinden. Das war am 'X-Factor'-Tag natürlich ein Riesenproblem, denn meine Angst ging durch die Decke. Ich konnte es nur akzeptieren, und ich sagte das auch den Jurymitgliedern, um ein bisschen Last von den Schultern zu kriegen. Mir war gar nicht klar, wie viele Musiker darunter leiden. Adele zum Beispiel, die Weltklassesängerin. Sie leidet unter ihrem Lampenfieber und der Angst. Lampenfieber habe ich allerdings nicht, doch ich fühle mich wie vor dem Herzinfarkt, wenn große Aufgaben wie X-Factor auf mich zu kommen. X-Factor jede Woche, das war schon was ganz Schlimmes." Auch seine Eltern kamen nach 20 Jahren Trennung aus dem Staunen über den Erfolg von James kaum heraus.

Zuviele Produzenten

Vorher hatte er sieben Jahre lang im Internet versucht mit seiner Musik auf sich aufmerksam zu machen. Er bezeichnet sich als Sänger, Rapper und Musiker, ihn interessieren alle Musikrichtungen. Nachdem er die Casting Show gewonnen hatte, hat er sich genug Zeit gelassen um etwas über die Musikindustrie zu lernen und an seinem ersten Album zu arbeiten. Nach der ersten Single "Impossible", den Song, den im Original Shontelle gesungen und die Norwegerin Ina Wroldsen geschrieben hat, hat James den Song "You're nobody 'till somebody loves you" als zweite Single veröffentlicht: "Das war einer der ersten Songs, die ich für das Album geschrieben habe. Ich konnte nicht einschätzen, ob er gemeinhin angenommen werden würde. Aber irgendwie gingen alle steil und meinten, dass das die Messlatte für die schnelleren Songs sei..." Sein Lieblingssong ist "Supposed" und mit Naughty Boy hat er fünf Songs geschrieben - die beiden verstehen sich blind, sagt James. Trotzdem: "Es gibt viele Menschen, mit denen man arbeiten muss. Ich habe mit vielen Produzenten in Amerika und mit vielen in England gearbeitet und bei meinem nächsten Album werde ich das mit Sicherheit nicht tun. Das trägt nicht dazu bei, kreativ zu sein. Es dauert ein paar Tage, bis man eine Wechselbeziehung mit einem Produzenten hat und danach geht man zum nächsten weiter. Dadurch wird die Kreativität zerstört, also war das bei diesem Album ein Hindernis." Beim nächsten Album will er auf jeden Fall nur mit einem oder zwei Produzenten arbeiten.

Macht ihn der Erfolg glücklich? "Ich kam aus dem Nichts und gehe jetzt meinem Traumjob nach. Geld und Ruhm können Glück nicht kaufen, aber Musik und die Menschen, die mir nahestehen, machen mich glücklich."

Gary Barlow




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