Geschichten & Gespräche mit internationalen
Künstlern und Künstlerinnen
10.04.2010

Laith Al-Deen

Am 4. März 2009 waren mein Chef Till Hofmeister und ich in Sandhausen bei Heidelberg in einem Studio, in dem Laith und seine Band noch einige Songs aufgenommen haben, die irgendwann als Bonustracks veröffentlicht werden sollten. Das was wir damals gehört haben, versprach ein interessantes neues Album zu werden. Unvergesslich bleibt das anschließende Abendessen in einer italienischen Pizzeria mit einer amerikanischen Kellnerin...

Laith Al-Deen kennen wir seit neun Jahren, sein erster Hit "Bilder von Dir" war eine Coverversion von B-Zet und "Everlasting pictures". Jetzt hat Laith ein komplettes Cover Album gemacht: "Session" ("mir ist nichts besseres eingefallen", sagt Laith). Das heißt: auf dem regulären Album befinden sich 13 Songs, die wir von anderen Leuten kennen: "This is not America" von David Bowie, "I'm in fire" von Bruce Springsteen, "You gotta be" von Des'ree, "Evelin" von der Nationalgalerie, "It was a very good year" von Frank Sinatra oder "Eiszeit" von Ideal.

Zu fast jedem Titel hat Laith eine Beziehung und eine Geschichte: "You gotta be" hat er jahrelang auf Hochzeiten gespielt, "I'm in fire" polarisiert Laiths Meinung nach, weil die Melodie in eine Richtung führt und der Text in eine andere. Bei "I'm on fire" klingt Laith wie Johnny Cash - Laith hat den Song spät abends gesungen: ein Versuch und alles war fertig. Ist "Session" sind Coverversionen ein Durchatmen von der Neuorientierung?

Nein, es ist ein Album, das kein richtiges Konzept hatte. Die Absicht, neue musikalische Wege zu gehen und mehr Freiheiten zu haben. Am Anfang standen 120 Songs auf der Liste, die irgendwann auf 20 reduziert wurden und diese wurden in 15 Tagen aufgenommen. Dann mussten die Rechte geklärt werden. U2 und Sting waren sehr unproblematisch, Seal dagegen hat ewig gedauert... "Unfinished sympathy" von Massive Attack ist der einzige Song, den er in seiner Version nicht veröffentlichen durfte.

Laith hat zwar schon immer Englisch gesungen, aber jetzt klingt sein Englisch etwas geschliffener. Das liegt auch an seiner Frau, die Amerikanerin ist. Besonders das "th" gefolgt von Vokalen musste Laith üben, aber auch die Bedeutung von einigen Redewendungen, die einem Song plötzlich eine andere Bedeutung geben.

Wenn Laith im Herbst auf Tour geht, wird er den einen Song von Frank Sinatra so singen, indem Franjie Boy von der Leinwand kommt - wie damals bei Robbie Williams? "Wir haben einen Frank Sinatra Aufsteller auf der Bühne", lautet die Antwort. Laith wird in bestuhlten Hallen spielen und als erfahrener Konzertkonsument weiß er, dass er auch seine Hits spielen muss, so wird das Konzert eine gesunde Mischung alter und neuer Songs werden.

"Laith 2009 erinnert optisch an Laith 2000. Das liegt wahrscheinlich am gleichen Haarschnitt?" frage ich. "Stimmt", sagt Laith.

Und die Stimme klingt wieder so, dass man ein Kribbeln im Bauch bekommt.

Robbie Williams
Laith Al-Deen




© 2024 Lidia Antonini