Geschichten & Gespräche mit internationalen
Künstlern und Künstlerinnen
23.03.2011

Lidia Antonini in Australien

Die Geschichte der australischen Popmusik ist lang. Doch sie ist nicht nur AC/DC oder Yothu Yindi, eine Aborigine-Band, die den Weg in die Popmusik geschafft hat. Australische Musik ist auch nicht nur Men At Work und auch nicht nur Charlie Drake, der von einem Bumerang, der nicht zurückkommen will, gesungen hat ("My Boomerang Won't Come Back"). Australische Popmusik ist viel, viel mehr.

Icehouse haben vom "Great Southern Land", vom großen Kontinent im Süden, gesungen. Von dort kommen viele Popstars. Natalie Imbruglia sagt über Australien: "Erst einmal hat man bei uns unheimlich viel Platz und man hat immer ein ganz besonderes Gefühl, wenn man aus dem Flugzeug steigt. Man muss sich keinerlei Sorgen machen - egal, ob man Geld hat oder nicht. Australien ist ein bisschen naiv, ein kleines Paradies, und noch nicht von der Industrie versaut. Für mich ist es wichtig, dass ich in meiner Heimat respektiert werde. Ich bin in der ganzen Welt unterwegs und hoffe, dass ich zuhause mit offenen Armen wieder aufgenommen werde."

Neben Kylie Minogue, Jason Donovan, Natalie Imbruglia ist auch Holy Valance durch die Fernsehsendung "Neighbours" bekannt geworden. Der kleinste Kontinent der Welt steht seit dem 17. Jahrhundert unter dem Einfluss der Kolonialherrschaft. Die Landessprache ist somit English. Holy sagt: "Mich nervt es, dass man mich immer auf den Arm nimmt und denkt, dass wir mit den Kängurus in der Wüste leben. Man sagt immer, Kylie Minogue kommt aus Australien und dann denkt man automatisch, dass auch meine Musik so ist wie ihre. Diesen Vergleich mag ich nicht. Ich mache meine Musik."

Vanessa Amorosi, John Farnham, Silverchair, Taxiride, Olivia Newton John, Jimi Barnes, Daryl Braitwaite, Little River Band, Rick Springfield, Air Supply, Flash and The Pan, INXS, Jet, Nick Cave - alles Musiker aus Autsralien. Die bekenntesten Musikstars sind wahrscheinlich AC/DC und Kylie Minogue. Eine der größten Überraschung der jüngeren australischen Musik gab es 1997. Da kam das Debütalbum von Savage Garden, einem australischen Duo, das sich weltweit fast 15 Millionen Mal verkauft hat. "Truly, Madly, Deeply" wurde zum Megahit. Inzwischen gibt es Savage Garden nicht mehr. Aber ihre schöne Erfolgsgeschichte wird

Australien ist ein wunderschönes Land, ich hatte das große Glück, dort einen längeren Urlaub zu machen und einige der beindruckenden Orte zu besuchen: Sydney, die wahrscheinlich schönste Stadt der Welt, Kangaroo Island mit den Remarkable Rocks, Melbourne mit seinem jugendlichem Flair, Uluru/Ayers Rock, von dem ich mich nicht sattsehen konnte. Einen Sonnenuntergang und zwei Sonneaufgänge habe ich gesehen: Man muss um 4 Uhr aufstehen und auf diese eine perfekte Sekunden warten, dass das Licht den Uluru bestrahlt. Und je nach Licht, je nach Feuchtigkeit in der Luft, ändern sich die Farben und man möchte den Atem anhalten. Dort habe ich Aborigines getroffen, die die Musik von Geoffrey Gurumul Yunupingu gehört haben. Peter Garrett, Politiker und früher Mitglied bei Midnight Oil, kämpft für die Rechte der Aborigines und hat am Ayers Rock/Uluru eine neue Aussichtsplattform eingeweiht.

Als ich eine Weintour in die McLaren Vale gemacht habe, traf ich einen Mann, der Chad Kroeger von Nickelback fährt, wann immer Chad in Australien auf Tour ist - und schon waren wir wieder bei der Musik. Meine Reise endete wieder in Sydney. Auf der Harbour Bridge soll man unbedingt Bridge Climbing machen, von dort hat man einen einmaligen Ausblick. Als ich dort war, wurde unten an der Oper das Finale der Show "Australien sucht das Idol" ausgetragen, und Michael Bublé sang "Havent Found You Yet". Ich habe Michael in einem Restaurant einfach angesprochen und zwei Wochen später haben wir uns in Bremen zum Interview getroffen.

Natürlich war ich auch CDs kaufen und habe mich von einem freundlichen Plattenverkäufer beraten lassen, was es in Australien an neuen Namen gibt. Er fragte gleich, ob ich Guy Sebastian kenne? Nein, kannte ich nicht. Guy war einer der Idols, alle seine Alben waren Top 5 und ich fand sein Album "Like It Like That" eine richtig gute Empfehlung. Einer der ganz großen Hits der letzten Wochen war "We Are The People" von Empire Of The Sun. Als Luke und Nick von Empire Of The Sun zum ersten Mal nach Deutschland kamen, hat es bei uns geschneit. Zu Hause in Australien war das Wetter eher sommerlich heiß. Ob australische Musik anders klingt? Vielleicht ist Australien offener, jünger, meint Nick. Und er sagt noch etwas: "Aus Australien kommen viele tolle Musiker, aber sie arbeiten in anderen Ländern, meistens in den USA."

Einige, die in Australien ganz groß sind, haben es im Rest der Welt nicht geschafft: Delta Goodrem zum Beispiel. Sie wurde schwer krank, gerade als sie in Deutschland durchstarten wollte. Gabriella Cilmi hat für den Erfolg Australien verlassen. Auch Keith Urban hat seine Heimat verlassen, weil er in Nashville Musik machen wollte. Er erzählt: "Es war ein wenig surreal." Keith ist in Australien aufgewachsen und hat Country-Musik gehört. In der Plattensammlung seines Vaters gab es nur Country. Und Johnny Cash war das erste Konzert, das Keith gesehen hat, da war er etwa fünf. Jetzt verbringt er das Ende des Jahres meistens in Sydney, wenn dort Frühling ist. Wenn die Jacaranda Bäume blühen und die ganzen Straßenzüge purpur leuchten.

An einem Tag kam es zu einer Ausnahmesituation: Zwei australische Stars haben uns im hr3-Studio in Frankfurt am gleichen Tag besucht. Vanessa Amorosi und Sia. Sia hat Vanessa bei der letzten Begegnung bei den ARIA Awards (ARIA - Der größte australische Musikpreis, der Preis der Australian Record Industry Association) fast nicht erkannt. Vanessa ist inzwischen eine Schönheit geworden. Beide erzählten im Interview, dass Australien sehr weit weg ist, und wenn man es weltweit schaffen will, muss man auch woanders arbeiten.

Mein Fazit: Australische Musiker sind vielleicht ein bisschen anders als ihre amerikanischen und europäischen Kollegen - irgendwie relaxter, und sie müssen öfter auch etwas härter arbeiten, um nach ganz oben zu kommen. Für mich steht fest: Irgendwann bin ich wieder in Australien und freue mich jetzt schon, "No worries" sagen zu können.

Nickelback
Chad Kroeger
Michael Bublé




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