Geschichten & Gespräche mit internationalen
Künstlern und Künstlerinnen
30.09.2011

Matthias Schweighöfer [amp] Philipp Poisel

Wenn ein erfolgreicher deutscher Schauspieler zum Interview kommt, dann ist es ein bisschen wie in Hollywood. Viele Leute begleiten ihn, jeder hat viel zu tun und man ist froh, wenn am Ende alles klappt. Am Film "What a man" kommt fast niemand vorbei. So auch nicht das Radio. Beim ersten Besuch von Matthias Schweighöfer war ich nur der Beobachter - doch nur einige Tage später sollte Matthias zum Interview kommen, bei dem wir über den Soundtrack zu seinem Film reden wollten. Wie toll: ein Termin für die hr3-Musikredaktion!

Philipp Poisel hat es angekündigt, als er zum ersten Mal über seine Single "Eiserner Steg" erzählt hat. Deshalb waren wir nicht so überrascht, dennoch war es aufregend. So kam Philipp etwas früher, und in seiner ruhigen Art hat er einen Soundcheck gemacht, denn zusammen mit Matthias wollte er den Song "Eiserner Steg" singen. Und dann gab es große Freude beim Wiedersehen, denn die beiden haben sich eine ganze Weile nicht gesehen.

Wie kam es überhaupt dazu, dass Philipp für den Film den Song gemacht hat? Matthias erzählt, er bekam von Friedrich Mücke das erste Album von Philipp. "Ich tu mich so schwer mit deutscher Musik, gerade weil man sie versteht. Und bei Philipp war das dann so, es hat mich so umgehauen, der macht Musik, wie man denkt, ne, wie man fühlt. Und er bringt das manchmal so mit einem Satz ... einfach ... haut der dir halt so eine Welt von Emotionen auf den Tisch. Unfassbar, was der da so geschrieben hat - und auch so einfach." Daraufhin hat Matthias das Album "Bis nach Toulouse" gekauft und war begeistert. Der nächste Schritt war, Philipps Telefonnummer herauszufinden.

Philipp erzählt weiter: "Dann hat mich Matthias angerufen und mir gesagt, dass er meine Musik gehört hat. Und er hat gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, extra für diesen Film mir etwas auszudenken. Dann hat er mich nach Berlin eingeladen, wir haben uns den Film angeschaut, auch die Szene, um die es ging und Matthias hat gedacht, dass meine Musik gut auf die Szene passen könnte und ich habe mir gedacht: 'Da probiere ich mal was.' Ich konnte auch mit dieser Situation, mit dieser Szene und mit diesem Gefühl, in dem Alex, der Protagonist von "What a man" drinsteckt, selber etwas anfangen. Sonst wäre das für mich nicht möglich gewesen, dafür was zu schreiben. Ich habe zuerst versucht, eine Soundcollage zu machen, um die Stimmung von der Szene auf mich wirken zu lassen und den Sound zu finden, der darauf passt. Dann habe ich versucht, mich selber in dieser Situation zu erkennen und habe aus meinem Leben etwas geschrieben. Auf jeden Fall hat mich die Szene dazu inspiriert. Aber wie gesagt, ich hätte das nicht so einfach erfinden können."

Die Musik für den Film auszusuchen, war nicht immer einfach, denn der Film wird immer wieder bearbeitet, gekürzt, die Szenen dann doch länger gelassen oder auch nicht, und die passenden Songsequenzen zu finden ist eine Aufgabe, der sich Matthias Schweighofer in seinem nächsten Film, anders widmen wird, sagt er. Alles kommt mit der Erfahrung.

Auf dem Soundtrack zu "What a man" sind 16 Songs, unter anderem die aktuelle Nummer 1 der deutschen Single-Charts: Marlon Roudette mit "New Age", dann Songs von Lena, Salt'n'Pepa, Martin [amp] James, Ben L'Oncle Soul, Jonathan Jeremiah, Williams Fitzsimmons und eben Philipp Poisel.

Für Matthias steht fest: "Der persönlichste Titel in dem Film ist von Philipp, weil Philipp der Einzige ist, der wirklich was dafür komplett entwickelt hat. Philipp hat den Film eigentlich noch mal als Musik wirklich geschrieben." Dass Philipps Texte Matthias sehr beschäftigen, ist ein Thema für sich. Bei Zeilen wie "Hätt' alle Wege verändert, hätt' ich sie vorher gewusst" oder "Ich atme dich ein" z.B. fragt sich Matthias, wie er das jetzt wieder hingekriegt hat.

Matthias hat schon im Video zu "Nevermind me" von Maria Mena mitgespielt und auch bei Silbermond zu "Ich bereue nichts". Andreas, der Schlagzeuger von Silbermond, ist sein bester Freund und der Patenonkel seiner Tochter. Wird Matthias selbst Musik machen? So stand es zumindest mal im Intternet zu lesen. Nein, er spielt ein bisschen Klavier zu Hause, aber wenn er mal Musik macht, dann nur mit jemandem, der Musik machen kann. Während wir so reden, merkt man, welch beruhigende Wirkung Philipp auf Matthias hat. Auch die Tochter von Matthias, Greta, scheint Philipp zu lieben, denn sie tanzt immer zu seiner Musik und Matthias ist sehr gespannt darauf, was sie sagt, wenn sie ihn kennenlernt.

Und dann erzählt Philipp wohl überlegt und ganz fein die Geschichte zu seinem Film im Kopf zum Song "Crack the shutters" von Snow Patrol und Matthias ist wieder einmal begeistert und will sich alles merken. "Vielleicht kommst du einmal, wenn ich schreibe und ich klaue ein paar Sätze von dir." Am Ende wissen wir, was Matthias dann auch laut ausspricht: "Philipp, ich habe dich sehr gerne."

Spontan-Aktion auf dem "Eisernen Steg" in Frankfurt - Lidia bekommt einen Anruf von Philipp:

26.09.2011. Ein Anruf am Montagabend: Philipp hat die Idee, seine aktuelle CD "Eiserner Steg", die in diesen Tagen erscheint, zu verschenken. Er wird Autogramme geben und er würde das am liebsten auf dem Eisernen Steg in Frankfurt machen. Ich verstehe das so, dass er bei dieser Aktion auch den Song singt. Das könnte sehr schön werden! Das Wetter ist seit Tagen traumhaft schön - die Aktion würde dann spät nachmittags beim Sonnenuntergang, wenn das Licht auf dem Eisernen Steg am schönsten ist, stattfinden. Eine wunderbare Idee!

27.09.2011. Am Dienstag stellt sich heraus, dass Philipp gar nicht vorhatte, zu spielen. Aber nun gefällt ihm die Idee ganz gut, und er ruft Andie Mette an, seinen Keyboarder und Gitarristen, denn der "Eiserner Steg" muss auf dem Keyboard oder Klavier gespielt werden ... und schon gibt es neue Pläne. Die Uhrzeit und der Ort des Geschehens bleiben wie geplant. Wie viele Leute werden kommen? 50? 60? Was ist zu viel? Was ist zu wenig? Hoffentlich kommt nicht die Polizei und untersagt alles. Philipp will nur 150 CDs verteilen und seinen neuen Aufkleber, der als Autogrammkarte was hergibt und einfach schön ist. hr3 kündigt Philipps Idee an. Alles wird gut, wir sind verabredet. Am Eisernen Steg.

28.09.2011. Die Nachricht verbreitet sich unter den Fans. E-Mails kommen: Was? Philipp Poisel gibt ein Konzert? Auf dem Eisernen Steg? Korrektur: Er verschenkt die CD, er gibt Autogramme und wenn es klappt, spielt er vielleicht den Song. 18 Uhr. Auf dem Eisernen Steg ist es sommerlich warm. Etwa 300 Leute sind da. Kameras, Filmteams. Philipp ist noch im Hotel, aber er wird bald da sein. Das Problem: Die CDs sind nicht da. Sie waren nicht fertig, das was angeliefert wurde, war zu wenig. Was nun? Listen werden hergestellt. Jeder, der sich einträgt, bekommt eine CD zugeschickt. Und Philipp wird genug Zeit haben, um allen Autogramme zu geben. 18.20 Uhr. Etwa 400 Leute sind auf dem Eisernen Steg. In der Mitte der Brücke ist kein Durchkommen möglich. Auf der Südseite kommt Andie an und schleppt die Boxen, die Instrumente, und die Autobatterie. Er baut auf, in der Nähe des zweiten Brückenpfeilers. 18.38 Uhr. Philipp kommt. Um 18.40 Uhr berichte ich vom Eisernen Steg zu hr3, das Timing ist perfekt. Philipp sagt hr3-Moderator Jens Schulenburg, dass er überwältigt ist, so was hat er nicht erwartet. Philipp lacht, ist fröhlich.

18.45 Uhr. Philipp begrüßt die Leute, die er nicht gut sehen kann, nicht nur weil es so viele sind, sondern weil er auch lange nicht mehr beim Frisör war und vielleicht wegen seiner Frisur vielleicht Justin-Bieber-Mooves machen sollte. Der erste Song ist "Froh dabei zu sein", alle singen mit, Philipp genießt es. Derweil steh hinter uns ein Polizist, Philipps Manager geht hin und es gibt eine Ansage: Die Polizei lässt Philipp spielen, aber die Fans sollen eine Gasse machen, damit man den Main überqueren kann. Philipp wiederholt alles. Die Fans sind diszipliniert, aber mittlerweile sind es über 400! Und da die Brücke nur 5,44 m breit ist, sagt die Polizei - nur noch drei Lieder! Philipp singt "Du und ich" und wieder singen alle mit. Er erzählt noch einmal von seiner Idee, von der Planänderung und singt "Wie kann ein Mensch das ertragen". 19.05 Uhr. Es wird immer enger, aber die Fans sind glücklich. Philipp hofft darauf, dass die, die eine Weile vorne standen, dann die anderen ranlassen ("so wie es mal im Paradies vorgesehen war" :-). Und dann setzt er sich ans Keyboard und er und Andie spielen "Eiserner Steg". Die Sonne ist fast weg. Philipp bedankt sich und ist ganz selig. Er sagt: "Wir gehen jetzt alle runter und trinken einen Äppelwoi." Und er gibt Autogramme. Ich frage noch einige Fans, wie sie das kleine Konzert fanden. Alle sind begeistert, nicht nur junge Frauen, sondern auch Männer. 19.15 Uhr. Ich verlasse den Eisernen Steg. 20.40 Uhr. Inzwischen habe ich die Aufnahmen geschnitten und mache mit Jürgen Rasper in "hr3 madhouse" den kleinen Rückblick auf das, was auf dem Eisernen Steg war. 20.53 Uhr. Philipps SMS kommt an: "Hey Lidia! Bin noch am Steg Autogramme geben. Kompletter Wahnsinn heute! Bis die Tage. Phil."

Philipp Poisel
Maria Mena




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