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25.05.2012

Philipp Poisel - Projekt Seerosenteich

Gerade wurden die beiden bisherigen Alben von Philipp Poisel ("Wo fängt dein Himmel an" und "Bis nach Toulouse") mit Gold ausgezeichnet. Für viele ist Philipp kein typischer Popstar, und doch lässt sein Erfolg etwas anderes vermuten: die Leute rennen in Scharen in seine Konzerte und seine CDs verkaufen sich bestens. Seine Konzertreihe "Projekt Seerosenteich" ist bereits komplett ausverkauft, bei vier Konzerten stand "hr-Sendesaal" als Veranstaltungsort auf den Plakaten. Jetzt wurde eine Zusatzshow im Münchner "Circus Krone" am 10.06. angesetzt. Philipp selbst hat sich die Veranstaltungsorte ausgesucht und sie so eingerichtet, wie er sich das vorstellt.

Gesamtkunstwerk "Projekt Seerosenteich"

Aber es stimmt schon: Philipp ist kein typischer Popstar. Weder sieht er so aus, noch benimmt er sich so. Während Popstars in der Regel zumindest auf der Bühne extrovertierte Typen sind, ist er in sich gekehrt und wenn man seine Musik hört, kann man erleben, wie er aus sich ausbricht. Beim "Projekt Seerosenteich" wird das ganz besonders deutlich: Philipp hat sich bis ins kleinste Detail über alles Gedanken gemacht. Organisch sollte das Konzert sein und so ist das Bühnenbild ganz anders als gewohnt: kein Computer, keine LED-Lichter, nichts was unnatürlich wirkt. Philipp liebt warme Naturfarben, die man mit keinem Computer dieser Welt vernünftig herstellen kann. Also mussten bei "Projekt Seerosenteich" Scherenschnitt, Brotpapier und ein Diaprojektor mit einer echten Lampe her! Zu jedem Lied gibt es ein anderes Bühnenbild und alle auf der Bühne, alle Musiker, wie z.B. die wunderbare Sängerin Alien Coen, oder Dave Mette, der Schlagzeuger, Flo, der Multiinstrumentalist und sogar der Tourmanager, tragen zwischen den einzelnen Liedern etwas vor: als Jongleur, Gewichtheber oder Pantomime.

Fast echter Schnee auf der Bühne

Derweil werden selbstgeschnitzte Bäume, Fische, Wellen, Sonne, Wolken oder Feuerflammen auf die Bühne getragen und zu "Seerosenteich" gibts fast echten Schnee. Wie gesagt: Fast echt. Der Schnee ist aus Kartoffelstärke, die zusammengeknetet wird. Zu "Im Garten von Gettis" gibts Lagerfeuer-Stimmung, zu "Bis nach Toulouse" eine dunkle Autobahn, weil Philipp so gerne nachts fährt. All diese kleinen Dinge verkürzen die gefühlte Länge eines Konzerts - Philipp hat sich mit der Wirkung der kleinen "Einlagen" lange beschäftigt. Das Ganze hat eine herzlich warme Atmosphäre und man ist sich sicher: etwas anderes würde zu Philipp gar nicht passen. Das "Projekt Seerosenteich" habe ich inzwischen bereits drei Mal erlebt, jedes Mal enden die Abende unglaublich fröhlich. Und so ist auch Phillip. Kein betonter gute Laune Mann, aber Fröhlichkeit durchdringt seine Lieder. Wir erleben Philipp als einen Künstler der Renaissance und es gibt wenige Künstler, die sich trauen alles auf die Bühne zu bringen: Philipp kann texten, dichten, Melodien schreiben, malen, zeichnen, schnitzen, verschiedene Instrumente spielen. Und er beschäftigt sich mit skurrilen Instrumenten wie dem Theremin, das so ähnlich klingt wie eine singende Säge. Er freut sich wie ein Kind, wenn er hier den Ton trifft! Beim Seerosenteich erlebt man die Musik und das Visuelle intensiv und wenn man sich auch nur ein bisschen mit Philipp beschäftigt, stellt man fest: Philipps Fantasie ist dermaßen lebendig, dass das, was im Konzert stattfindet nur ein Abbild davon ist, was in seinem Kopf statt findet.

Das Album zur Show

Das Album "Projekt Seerosenteich" wird am 27. Juli erscheinen. Philipp wird "Regie führen", das heißt, er will sich weiterhin zu jedem Detail Gedanken machen und sich überlegen, wie es hinzukriegen ist, z.B. das Visuelle auf die CD zu übertragen, damit die, die nicht im Konzert waren, das Konzert auch ohne Bild möglichst so erleben können, wie es die Konzertbesucher getan haben. Fotos wird es geben, aber in welcher Form, das beschäftigt ihn. Natürlich ist auch eine DVD geplant.

Nicht Quantität, sondern Qualität

Philipp Poisel wäre nicht Philipp Poisel, wenn er sich nicht auch über die beiden Goldauszeichnungen seine Gedanken gemacht hätte: "Das ist wie ein Wunder: der Junge, der unter dem Dach Gitarre spielt und Songs schreibt, der jetzt auf diverse Bühnen in Deutschland gehen kann, bis hin zu dieser Dankbarkeit, dass ich das machen kann und leben kann, wie ich leben möchte. Das kann ich mir wirklich selber raussuchen: wann ich aufstehe, was ich mach - das ist der denkbar größte Luxus, den man sich vorstellen kann, dass man niemanden hat, der einem sagt, wann er zur Arbeit gehen soll, sondern seine Träume, seine Fantasie ausleben kann und dafür noch seine täglichen Brötchen bekommt, das ist schon sehr außergewöhnlich. In erster Linie ist das ein wirtschaftlicher Erfolg, weil man so und so viele Platten verkauft hat und der Wert, das was ich zurück bekomme an Anerkennung, das steckt wahrlich nicht in dieser Quantität, sondern in der Qualität von diesen Momenten".

Philipp Poisel




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