Geschichten & Gespräche mit internationalen
Künstlern und Künstlerinnen
20.05.2011

Söhne Mannheims

Man findet das, was sie machen, entweder schön, schrecklich oder wahlweise auch schrecklich schön. Themen, von denen andere bewusst die Finger lassen, werden hier mit Liebe und Hingabe behandelt und auseinandergenommen. Dieser Tage besteht das Kollektiv aus 14 Mitgliedern und ihr viertes Studioalbum "Barrikaden von Eden" kommt auch mit derselben Anzahl von Titeln.

So waren drei der 14 Söhne Mannheims zu Besuch. Henning Wehland, Michael Klimas und Xavier Naidoo. Es klang aber nach wesentlich mehr Männern im Studio, denn die Stimmung war sehr fröhlich und es wurde viel gelacht.

Erste Frage: Wie klappt es mit den gemeinsamen Terminen und der aufwändigen Studioproduktion? Xavier antwortet langsam, ganz langsam: "Eins nach dem anderen ..." Also, es wird schon gut überlegt, wann haben die Sänger ihre Termine, wann werden neue Ideen gesammelt. Aber manchmal lässt es sich nicht vermeiden, dass jemand den Termin nicht einhält und erst später erfährt, wo er hätte sein sollen! Bevor es an die Arbeit geht, treffen sich viele Bands in der Küche, so auch die Söhne Mannheims: Henning berichtet, dass dies bedeutet, dass 14 Männer ein eigenes Menü vorbereiten und dabei neue Songideen entstehen. Soll ich das glauben?

Man trifft sich auf jeden Fall am Küchentisch, und das Söhne-Mannheims-Team ist größer als die 14 Mitglieder der Gruppe. Also das heißt: Das Angenehme mit der Arbeit verbinden und nach dem guten Essen, so gegen 23 Uhr, werden Themen für die neuen Songs gesucht.

Für Xavier ist Michael Klimas, der neben seinem Gesang als Songschreiber immer mehr auffällt, klingt etwas hochgegriffen, aber fast wie wenn der Sohn zum Papa kommt und sagt, dass er ein Modellauto zusammengebaut hat", sagt Xavier. Denn Klimas, der ein sehr ruhiger Typ ist, kann tolle Playbacks machen. Klimas lebt überwiegend in Österreich. Für ihn ist "Barrikaden von Eden" der beste Song der Söhne Mannheims. "Der Song handelt von paradiesischen Zuständen, in denen wir leben: Der Strom kommt aus der Wand, wir müssen nicht in der Dunkelheit leben, wir haben es warm, wir haben gekühltes Essen, wir haben alles - aber wir sehen es nicht. Und wegen Kleinigkeiten gehen wir auf Barrikaden, sind manchmal aber selbst die Barrikaden, die uns im Weg stehen."

Henning Wehland kennt man als stimmgewaltigen Frontmann der H-Blockx und er bringt Xavier auf den Gedanken, dass Söhne Mannheims es irgendwann mit dem mehrstimmigen Gesang versuchen sollten.

Das Album ist an einem Freitag, dem 13. erschienen. Sind sie abergläubisch? Nein, denn für viele ist die Zahl "13" eine Glückszahl. Und dann erzählte Xavier die Geschichte, wie er im Alter von drei Monaten mit dem Kinderwagen aus dem fahrenden Zug herausgefallen war. Damals, 1971, gab es noch Schiebetüren: Man hat die eine Seite gezogen, dann ging die andere Seite mit auf. "Meine Mutter stieg mit ihrem Neugeborenen in die Bahn, OEG heißt sie bei uns, fuhr dann durch die Kurve zu uns nach Hause, von einem Ort zum Nächsten. Und dann ist die Tür aufgegangen und mein Kinderwagen ist herausgerollt. Meine Mutter war drei Tage im Krankenhaus, ich durfte gleich nach Hause."

In der nächsten Zeit sind sie häufig auf Festivals und Urlaub ist nicht in Sicht. "Den Begriff gibt es in Mannheim nicht."

Xavier Naidoo




© 2024 Lidia Antonini