Geschichten & Gespräche mit internationalen
Künstlern und Künstlerinnen
10.04.2010

Jamie Cullum

Kann man sich das überhaupt vorstellen?

Jamie war einmal ein grottenschlechter Klavierschüler, seine Musiklehrerin war von seinem Klavierpiel schlicht und einfach zutiefst enttäuscht.

Jazz hat er endeckt als er etwa 14 war. Jamie und sein Bruder Ben haben in der Plattensammlung der Eltern Jazzplatten gefunden. Bis dahin war Jamie nur daran interessiert Gitarre zu spielen so wie Eddie van Halen oder Jimi Hendrix. Als er für sich Jazz endeckte, enstand in seinem Kopf die Idee Jazz und Rock zu vermischen.

Vor gut zwei Jahren kamen die ersten Hörproben seines Albums in unser Büro. Es war das Album "Twentysomething" und ich wollte sofort zu einem Showcase von Jamie fahren. München klappte nicht, weil ich nicht konnte, Hamburg klappte auch nicht weil mein Flug annuliert wurde: So musste ich fast zwei Jahre warten. Jamie hat sich inzwischen einen Namen gemacht. Wie ist es ihm gelungen so viel junges Publikum an sich zu binden? Jamie ist unkompliziert und sehr witzig. Und darüber hinaus ein unglaublich guter Musiker. Auf der Bühne ist er das was man eine "Rampensau" nennt. Jamie hat nie davon geträumt ein Popstar zu werden und ständig fotografiert zu werden. Fernsehinterviews machen ihn nervös. Musik zu machen auf der Bühne ist für ihn ganz leicht. Der Jazz reizt ihn auch deshalb, weil es keine Regeln gibt: seine Musik entsteht direkt auf der Bühne.

Als Jamie vor seinem Plattenvertrag auf einem Schiff für die Resenden um die griechischen Inseln gespielt hat, war er nicht glücklich. Er konnte musikalisch nicht ausbrechen, er konnte nichts Unerwartetes machen. Wenn er jetzt musikalisch aussbricht, kann es schon passieren, dass dabei ein Klavier kaputt geht.

Wer konnte sich denn vorstellen, dass "Twentysomething" das bestverkaufte Jazz Album in England wird? 2,5 Millionen Mal hat es sich verkauft. Damals war Jamie gerade mal 24. Sein Publikum ist jung, es macht mit, egal was Jamie vorschlägt: "Ihr seid jetzt die Saxophone!" sagt Jamie. Und alle tun so, als wären sie ein Saxophon. Optisch ist es im Konzert hoch witzig: Jamie selbst wird von einer schwarz-weiss Kamera gefilmt, auf der Leinwand gibt es passende Zeichnungen und plötzlich hämmert Jamie ein Drum-Solo auf dem Rücken seines Flügels. Für einen Jazz-Auftritt absolut ungewöhlich.

Bei Rockkonzerten passiert auch immer etwas, warum nicht auch bei einem Jazz Konzert? Sagt Jamie. Jamie ist eben erst "Twentysomething" und er will Spaß haben. Wie sein Publikum auch.

Aus dem Drum-Solo wird: "Don't cha wish your boyfriend was freak like me, don't cha wish your boyfriend was short like me....".

Jamie ist zwar ein kleiner Mann, aber er könnte die Popmusik revolutionieren.

Ich vermute: Jamies Musiklehrerin freut sich bestimmt über dessen Erfolg.

Jamie Cullum




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