Geschichten & Gespräche mit internationalen
Künstlern und Künstlerinnen
10.04.2010

Joss Stone

Sie war erst 16, als ich sie in München kennengelernt habe: das Mädchen aus Devon in England mit einer Stimme wie Aretha Franklin. Groß, umwerfend hübsch, noch etwas schüchtern. Ihre Mutter passte damals auf, dass Joss spätestens um 22 Uhr das Hotel, in dem sie ihr erstes Album vorgestellt hat, verließ - die britischen Schulbehörden verstehen keinen Spaß.

Das erste Album, das eigentlich nur ein Test sein sollte, eroberte gleichermaßen die Kritiker und das Publikum. Auch das zweite Album war für Joss ein Kompromiss. Beide Alben haben ihr nicht gefallen, weil Songs drauf sind, die sie nicht besonders mag. Erst das dritte Album ist das wahre erste Album für Joss, und deshalb heißt es auch "Introducing Joss Stone". Egal, ob sie die Alben mochte oder nicht, sie wurde zum Star.

Wir haben alles, was sie gemacht hat, aufmerksam verfolgt. Ihre großartigen Auftritte, ihr Duett mit Mick Jagger, ihr Duett mit James Brown, ihr Auftritt mit Robbie Williams...

"Ja, jedesmal bei ihrer Interpretation von "Angels" kämpfe ich mit den Tränen."

Schon mit 16 hat sie gesagt, dass Emotionen nichts mit Alter zu tun haben. Sie kann Emotionen mit ihrer Stimme so transportieren, dass man ihr einfach alles glauben muss.

Und als wir wußten, dass sie zu hr3 kommen wird, war die Aufregung groß. An einem Freitag nachmittag kam ein Nightliner - ein Riesen-Omnibus - vorgefahren, in ihm schlafend Joss Stone auf dem Weg von Köln nach Stuttgart mit Zwischenstopp bei hr3. Wie lange sie bleiben kann? 30 Minuten? 45 Minuten? Mal sehen, sie entscheidet selbst, was sie macht....

Sie wird geweckt, sie kommt ins Studio, total verschlafen. Joss soll ja eine Diva geworden sein, die nie ganz zufrieden ist, heißt es. Wir sind gespannt, was passiert. Mit ihren Musikern singt sie einmal "Tell Me What We're Gonna Do Now" zur Probe, dann die Aufnahme. Sensationell!!

Zwischendurch nimmt sie etwas Obst, ich reiche ihr einen Teller dazu, sie sagt mit ausgesuchter britischer Höflichkeit so etwas wie "Ihr seid aber nett zu mir!".

Wir wechseln in ein anderes Studio, und das Interview kann beginnen. Mit Rücksicht auf ihre Schläfrigkeit frage ich in verhaltenem Ton. Dann stellt meine Kollegin Sandi ein paar Fragen. Joss nennt uns "Honey", "Love" und "Darling", sie ist unkompliziert, es gibt nicht die Liste der Dinge, die sie - die angebliche Zicke - angeblich bei ihren Auftritten haben will.

Man muss allerdings wissen, was man von ihr will. Ihre Zeit ist knapp, wenn jemand nicht sicher ist, was er will, und wenn er lange überlegt, sagt sie: Thank you Love, Bye Bye....

Also: Nachdem Joss unsere Fragen beantwortet hat, übernimmt Werner Reinke das Gespräch und fragt sie, ob sie Lust hat, etwas anderes zu machen und eine Sendung zu moderieren. Joss bittet nur um ein bißchen mehr Tee und nascht ein paar Erdbeeren, und los gehts. Was für ein Spaß!

Womit fangen wir an? James Morrison. Den liebt sie. Wir zeigen ihr seine Widmung in unserem Gästebuch, sie ist begeistert. Es wird schnell klar, dass Joss Stone einen exzellenten Musikgeschmack hat, dass sie die meisten Künstler schon getroffen hat, dass es niemanden gibt, über den sie schlecht spricht, dass sie keinen Gesangsunterreicht genommen hat und deshalb öfter Probleme mit ihrer Stimme hat. Bei den Emotionen, die sie "singt", vergißt sie vollkommen die Gesangstechnik, und so passiert es, dass ihre Stimme öfter heiser ist.

Und die Liebe? Sie war zwei Jahre mit dem Sohn eines legendären Produzenten zusammen, aber es war wohl noch zu früh. Sie ist erst 20, sie hat noch Zeit. Jetzt ist die Arbeit das Wichtigste, und Joss macht alles selbst: sie ist ihre eigene Managerin, zwischen den Interviews klärt sie noch dies und das, sieben Monate ist sie auf Tour, eine ganze Woche Urlaub in diesem Jahr kann sie sich leisten - mehr ist nicht drin.

Mit Werner singt sie sogar ein kurzes überraschtes Duett, beim Gesang von James Brown werden ihre Augen feucht.

Nach zwei Stunden ist alles im Kasten....

Es war einer der schönsten Besuche bei hr3 überhaupt, und was aus diesem Besuch als Sendung "hr3 Extra am Samstag" entstanden ist, übertriftt alle unsere Erwartungen.

Sie hat ins hr3-Gästebuch geschrieben: ..."Good Show,

quite different and it woke me up! Hope to come back..."

(Gute Show, mal was Anderes, ich hoffe, daß ich wiederkomme.)

Wir haben keinen Zweifel, dass dies ein Versprechen ist.

We love you, Joss!

Robbie Williams
James Morrison




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