Geschichten & Gespräche mit internationalen
Künstlern und Künstlerinnen
10.04.2010

Laith Al-Deen - Die Liebe zum Detail

Normalerweise besuchen uns Künstler, wenn sie ein Album gemacht haben oder wenn sie auf Tour gehen.

Doch manchmal schauen sie einfach vorbei, wenn sie gerade in der Nähe sind. Über einen Besuch von Laith Al-Deen freuen wir uns immer.

Sein Album "Die Liebe zum Detail" kam vor einem Jahr heraus. Er war auf Tour und noch viel wichtiger: Im Juli 2007 hat er geheiratet. Laith kannte seine Frau schon zehn Jahre lang, trotzdem hat es ganz plötzlich und unerwartet "zoom" gemacht. Die Gefühle haben das Kommando übernommen, den Verstand ausgeschaltet, Laith war sich seiner Sache noch nie so sicher. Das "Ja" war laut und überzeugend. Früher stand die Musik immer an erster Stelle in seinem Leben, nun belegt seine Ehe Platz 1. Die Musik ist auf den zweiten Platz gerutscht und Laith findet das gut so. Jetzt kann er sich mit Abstand der Musik widmen und sich selbst dabei beobachten.

Nach acht Jahren Karriere und fünf Alben hat Laith Bilanz gezogen, er ist an einem Wendepunkt gelandet - nicht nur was sein Privatleben betrifft. Er telefoniert viel, er spricht mit Freunden und er orientiert sich neu. Musikalisch hat er schon länger vor etwas anderes zu machen: Vielleicht Rocksongs? Eigentlich erwarteten wir schon vom letzten Album rockigere Töne, immerhin hat Laith dies schon vor drei Jahren angekündigt. Doch auch er muss sich gewissen Gesetzen des Geschäfts beugen. Wenn etwas kommerziell erfolgreich ist, versucht man "in der Spur zu bleiben". So blieb Laith poppig und gefällig. Laith musste lernen, dass er schon lange nach diesen Gesetzen arbeitet, jetzt will er etwas anderes machen: "Was das Privatleben angeht befinde ich mich an einem Wendepunkt, nun ist die Musik dran."

Und sonst? Was hat sich verändert? Eigentlich nicht viel. "Ich mache jetzt viel im Garten...", lacht er. "Nein..." Laith und Garten - das passt nicht. Sport? "Mal etwas Fahrrad, mal in die Muckibude gehen, aber lieber die Ernährung umstellen, als zuviel Sport treiben."

Und dann kommen wir auf ein Thema, das bei jedem Treffen ein Thema ist: Schuhe. "In diesem Jahr habe ich mich aus dem 'Schuhgeschäft' zurückgezogen", lacht Laith. Das Angebot an Schuhen für ihn ist so langweilig und macht einfach keinen Spaß. "Überall das gleiche Zeug!"

Laith hat eine Lösung: "Lieber mal nach Amsterdam fahren, da findet man gute Cowboystiefel."

Und musikalisch? Irgendwie bewegt sich alles rückwärts, ohne einen erkennbaren Trend.

Wenn Laith an einem neuen Album arbeitet, fährt er jeden Tag 80 Kilometer von zu Hause ins Studio. Sein Tag hat eine gewisse Struktur nach der er lebt. Wenn Laith "Leerlauf" hat, muss er sich erst einmal daran gewöhnen, nicht jeden Tag nach Frankfurt zu fahren. Um so schöner war es, dass ihn der Weg zu uns gebracht hat.

Laith Al-Deen




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