Geschichten & Gespräche mit internationalen
Künstlern und Künstlerinnen
10.04.2010

Maria Mena

Oslo, Juli 2008

Einige Journalisten haben sich auf dem kleinen Schiff zusammengefunden, um Marias kommende Album "Cause And Effect" zu hören. Das Schiff fährt durch den Oslofjord und bleibt etwa 100 Meter vom Ufer stehen. Maria verteilt die neuen Songtexte und bei der untergehenden Sonne hören wir in feinster Tonqualität Marias neue Songs. Die Texte sind nicht einfach, wer Marias Geschichte kennt, findet Hinweise. Marias Stimme ist sanft, die Produktion opulent, alles stillvoll gemacht. Nichts deutet auf die Absicht mit einem oder dem anderen Song einen schnellen Hit zu landen. Am nächsten Tag wollte Maria mit dem Rucksack nach Italien aufbrechen. Sie wollte sich endlich einen Urlaub leisten.

Frankfurt, Oktober 2008

Der Urlaub war fantastisch. Dass sie mehr Urlaub braucht merkt Maria, wenn sie wieder zu Hause ist: sie neigt dazu, permanent zu arbeiten. Es geht ihr gut, sie sieht erholt aus. Sie hat rechtzeitig gelernt "nein" zu sagen. Es gibt so viele Künstler, die sich dem Druck der Medien, der Plattenfirma und der Manager aussetzen, nichts dagegen unternehmen und erst wenn es zu spät ist, versuchen etwas zu ändern. Nicht so Maria. Als sie zum ertsen Mal "nein" gesagt hat, waren alle geschockt, jetzt wird sie gefragt was sie machen möchte.

Marias Erfolg in Deutschland kam fast unbemerkt. Keine Skandale, keine übertriebene PR-Maschinerie, ihre Qualitäten als Sängerin und Songwriterin haben überzeugt. Über diesen langsamen Erfolg ist sie sehr glücklich. Ihre Plattenfirma hat es vor vier Jahren in Amerika mit einem schnellen Erfolg versucht. Nicht auszumalen wo Maria heute wäre.

Das Album "Cause And Effect" ist ein Wendepunkt in ihrer Karriere. Ein solches Album mit nur 22 Jahren zu machen ist eine große Leistung. Das Album wird dazu beitragen, dass sie ernst genommen wird und man mit ihr noch lange rechnen muss.

"Cause And Effect" hat ein einziges Thema: Marias nicht gerade einfache Kindheit und die Probleme, die daraus hervorgegangen sind. "Cause And Effect: Ursache und Wirkung". Dennoch, hat Maria es geschafft, keine Details zu verraten. Mit anderen Worten, es wird keine Schlagzeilen geben.

Beim Songschreiben geht Maria immer von einer Textzeile aus, da sie abergläubig ist, schreibt sie diese Zeile nicht auf, sie versucht immer alles im Kopf zu behalten. Sie hat nie gelernt wie man Songs schreibt.

Wird es schwer sein, diese persönlichen Songs, die den Schmerz zurück bringen, live zu singen? "Nein", sagt Maria. Bei einem Song weint sie aber immer: "Where were you" - es geht um ihre große Liebe, den Mann an ihrer Seite, der ihr die Augen geöffnet hat und gezeigt hat, was es heißt, zu leben.

Maria spricht mit ihren Fans, sie analysieren die Songtexte, aber sie wissen nicht genau was in Marias Familie tatsächlich geschehen ist. In ihrer Karriere musste Maria viel lernen. Sie hat sich auf der Bühne lange Zeit nicht wohl gefühlt, sie mochte ihren eigenen Gesang nicht! Irgendwann hat sie begriffen, dass sie singen lernen kann - spätestens dann, als man ihr gesagt hat: okay, dann investieren wir kein Geld mehr in deine Karriere. Du kannst zu Hause singen, wieso nicht auf der Bühne?

Maria hat einige Geheimnisse entdeckt. Beispielsweise wie man mit einem Mikrofon umgeht. "Just hold me" war der Song, mit dem Maria der große Durchbruch in Deutschland gelungen ist. Und bei diesem Song weint auch Paul Potts, der genug Tränen gesehen hat, wenn er "Nessun dorma" singt. Ich habe die Paul Potts Aussage Maria während ihres Urlaubs geschickt, sie sagte: sie weiß nicht wie sie darauf reagieren soll. Sie meint, das sei die norwegische Mentalität: sie versteht nicht, warum Menschen denken, sie sei gut. Und dann passiert etwas, was bei jedem Interview mit Maria passiert: Sie weint fast, weil sie sich so verstanden fühlt und das Interview ihr hilft ihre Stärken und guten Seiten zu entdecken.

Aber es geht ihr gut und wir sind wieder verabredet. Spätestens bei ihrem nächsten Konzert.

Maria Mena




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