Geschichten & Gespräche mit internationalen
Künstlern und Künstlerinnen
20.05.2011

Natasha Bedingfield

Es war eines dieser Interviews, bei dem Natasha Bedingfield im Studio in Hamburg war und ich in Frankfurt. Kid Rock nennt so etwas "Ferndiagnose". Ich mag diese Situation gar nicht, aber manchmal hat man einfach keine Wahl. Dass Natasha Deutsch spricht, macht sie noch sympathischer. Leider meint sie, dass ihr Deutsch für ein ganzes Interview nicht ausreicht.

2004 hat sie uns mit dem Song "These Words" verzaubert. Es folgten Hits wie "Unwritten" und 2007 kam der wunderschöne Song "Soulmate". Und dann wurde es ruhig um sie. Was war passiert? Natasha erklärt: "Ich kenne keinen konkreten Grund, warum ich so lange keine Songs in Europa veröffentlicht habe. Ich bin in Amerika hängengeblieben, weil es dort für mich gut lief und ich wollte in Europa keine neuen Songs veröffentlichen, ohne im Land zu sein. Ich will es immer etwas persönlicher machen, mit Leuten im Land reden und einfach da sein." Natasha will aber ihre deutschen Fans damit entschädigen, indem sie auf ihr Album "Strip Me" zwei extra Songs für ihre deutschen Fans draufpackt.

Die Sonne ist im Leben von Natasha Bedingfield ganz wichtig, sie inspiriert sie - und schon sind wir bei ihrer aktuelle Single "Pocketful Of Sunshine". Sie sagt: "Ich habe in Santa Monica gelebt, und ich werde diese Erinnerungen nie vergessen. Es sind eine meiner schönsten Erinnerungen. Ich habe direkt am Strand gewohnt, habe jeden Tag aus dem Fenster auf das Meer geschaut, und sobald man das Fenster öffnete, kam die Brise herein. Es war unheimlich inspirierend für mich."

Über ihr Leben in Amerika sagt sie: Sie sei wie eine "English Lady" in L.A. und singt: "... I'm An Alien ...". Als Engländerin ist sie im Pass wirklich ein "Resident Alien". Vor einiger Zeit hat sie etwas ganz Besonderes erlebt: Sie wurde von Präsident Obama ins Weiße Haus eingeladen. Es ging um ein Motown-Tribute-Konzert, und Natasha sang "Tracks Of My Tears", während im Publikum Stevie Wonder und Smokey Robinson saßen. So sang sie den Song von Smokey Robinson, und vor Aufregung wusste sie gar nicht, wo sie hinschauen soll. Dass Präsident Obama ihr Fan ist, hat sie begeistert.

Natasha erinnert sich an ihre Kindheit: Sie war sehr schüchtern. Sie traute sich fast nichts, sie war eine Tagträumerin. Viele ihrer Songs handeln von diesem Gefühl, und sie ist sich sicher, dass jeder Mensch seine unsicheren Seiten hat. Warum sollte eine Christina Aguilera plötzlich den Text der Nationalhymne vergessen? Weil Millionen Menschen schauen, und man denkt immer wieder 'Ich darf keinen Fehler machen' und genau dann passiert ein solcher Fehler.

Ob das Leben Natasha in Los Angeles verändert hat? Sie meint, die Veränderungen sind gut, so bleibt man jung. Sie hat bei sich selbst Veränderungen festgestellt und erzählt stolz, dass sie ein neues Moto hat: Weniger ist mehr! Ihre Songs sollen einfach sein, nichts darf überladen wirken. Sie will absolut echt sein. Dabei möchte sie mit dem Publikum Spaß haben und niemanden erleben, der beim Zuhören nur grübelt. Natasha will, dass ihre Songs sie und das Publikum zusammenbringen. In ihren Songs schreibt sie viel über Dinge, die sie selbst erlebt hat und meint, wenn wir wie einer Zwiebel Schicht für Schicht wegnehmen, bleibt die Natasha so wie sie ist. Was macht Daniel, ihr Bruder? Als Musiker war er eine Weile auch erfolgreich. Daniel macht nach wie vor Musik, er wartet aber auf den richtigen Moment, um seine Songs zu veröffentlichen. Ansonsten ist er ein Computerfreak und twittert gerne. Da "Bedingfield" ein langer Name ist, haben ihn beide für Twitter gekürzt. Natasha heißt "Natasha BDNfield" und Daniel heißt so etwas wie "Daniel Bedingfld".

Seit gut zwei Jahren ist Natasha verheiratet, und durch ihren Mann hat sie festgestellt, dass sie so positiv gar nicht ist, wie sie den Eindruck hatte, wenn sie ihre Songs hört. Eigentlich sieht sie viele Dinge negativ und das hat sie schon überrascht. Das ist etwas, was sie unbedingt ändern möchte. Außerdem will sie Französisch lernen. Und Deutsch so, dass wir in ein paar Jahren ein ganzes Interview in Deutsch führen können. Deutsche Begriffe benutzt sie momentan, wenn sie mit jemanden über Geheimnisse spricht. Am Ende des Interviews hat Natasha fest versprochen, dass sie uns mit Sicherheit persönlich besuchen wird. Wir freuen uns schon jetzt darauf!

Natasha Bedingfield




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