Geschichten & Gespräche mit internationalen
Künstlern und Künstlerinnen
07.09.2010

Robbie Williams

Wir haben ihn sehr vermisst! Aber die Pause war nötig. Und sie hat ihm gut getan. Robbie Williams war knapp drei Jahre lang fast verschollen. Da und dort gab es kleine Meldungen: Robbie jagt nach den UFOs, Robbie hat eine neue Freundin, Robbie will zu Take That zurück, Robbie verlässt Los Angeles und geht nach England zurück... Und dann hieß es Anfang des Jahres: Robbie veröffentlicht ein neues Album.

Der Interviewtermin kam überraschend. Früher gab es große Albumpräsentationen, Pressekonferenzen und anschließend vielleicht ein Interview. Robbies neue Management scheint die Dinge anders anzugehen: Eine gute Woche später, nachdem wir "Bodies" zum ersten Mal gehört haben, ist Robbie �für einen Tag nach Köln gekommen. Er hat eine Live-Frühsendung gemacht und dann die Interviews.

Wir sitzen an einem Marmortisch in einem Kölner Hotel, Robbie ist greifbar nah: gut aussehend, freundlich und offen. Dass er vermisst wurde, überrascht ihn, aber er kann seine Freude darüber nicht verbergen. Er ist darüber gleichzeitig auch geschockt, weil er vor drei Jahren das Gefühl hatte, dass seine Karriere so kaputt ist, dass er es vielleicht nie wieder schaffen würde, ein Star zu sein. In seinen Gedanken war alles so negativ: niemand mehr will ihn hören, niemand mehr will seine Musik, niemand mehr mag ihn.

In England merkt er die Skepsis und die Distanz. �In Deutschland fühlt er sich dagegen wie ein Superstar! Die Menschen sind freundlich und so jemand wie ich, sagt ihm gleich: "Ich habe dich sehr vermisst". Das einzige Problem ist: Robbie hat vergessen, dass er ein Superstar ist. �Nun hat er eine Aufgabe. Er will lernen, auf der einen Seite der "normale" Robbie zu sein und auf der anderen Seite, Robbie - der Superstar.

Für seine Freundin und sich selbst will er beides können. Zurzeit ist er auf Promotiontour und wenn er morgens aufsteht, ist seine Freundin da; sie reden miteinander, sie trinken Kaffee... Dann macht er die Tür auf und es macht: Bum - und er ist der Superstar. Sein Tag ist verplant, Journalisten belagern ihn, Menschen zeigen ihre Zuneigung. Diese zwei Rollen will er unter einen Hut bringen.

Robbies Leben nimmt Formen an: Er ist verliebt, er will mit Ayda eine Familie gründen, er ist nach England zurückgekehrt, um wieder mehr "menschliche Seele zu spüren", wenn auch das Wetter ganz anders ist, als die ewige Sonne in Los Angeles.

Dass er gut aussieht, weiß er, aber er weiß auch, dass er diese Disziplin nicht durchhalten wird und eines Tages doch mit einer Tüte Donuts auf der Couch sitzt.

Sein neues Album "Reality killed the video star" ist fertig. Die ersten Reaktionen sind toll. Ich finde "You know me" kommt ganz nah an "Angels" ran - ein großartiger Song, der ein großer Hit werden könnte. Robbie freut sich über das Feedback. Und er betont: Ihm gehe es im Moment gar nicht darum, wie oft sich das neue Album eines Tages verkaufen wird, ihm geht es nur um die Akzeptanz und die Bestätigung seiner Arbeit. Es klingt fast so, als ob er sich ein Ziel gesetzt hat.

Robbie Williams
Take That




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