Geschichten & Gespräche mit internationalen
Künstlern und Künstlerinnen
09.04.2010

Roger Cicero

Es war einer dieser Tage, an denen sich ein Musikredakteur fragt: "Wer hat mir noch eine CD geschickt?" An diesem Tag war wenig Erfreuliches dabei und nach der Arbeit, als es schon ziemlich spät geworden war, dachte ich: "Komm, noch diese CD abhören und dann ist Schluß." Die CD war von Cicero. Roger Cicero. Aber: Wer ist Roger Cicero?

Das, was er macht, ist Swing-Musik. Mit deutschem Text. Hmmm... nett. ...witzig.

Das Ding wird immer besser...

"Ich bin ein Sammler, ein Jäger, ein guter Ernährer, ein Schrauber, ein Dreher, ein Ganz-Frühaufsteher. Ein Broker, ein Seller, ein Intellektueller. Ein Helfer, ein Heiler, im Grunde ein Geiler. Bin Schöpfer, ein Macher. Beschützer, Bewacher. Ein Forscher, ein Retter, adretter Jet-Setter. Gestählter Don Juan, ein Bild von einem Mann. So steh' ich vor dir und höre dann: Zieh' die Schuhe aus..."

Ich nahm die CD mit ins Auto und hörte den Titel acht mal hintereinander. Am nächsten Tag war klar: Roger muss her!

Am 23. Mai kam er dann. In der Vorbereitung für unser Gespräch wird Vieles klar. Schon als Kind hatte er viel Musik "um die Ohren". Und zwar gute Musik. Sein Vater war in den 70ern und 80ern ein sehr berühmter Jazzpianist. Sein Name: Eugen Cicero. Als er vier Jahre alt war, sollte Roger ein Wunderkind werden: Er bekam Klavierunterricht, rebellierte und hatte danach seine Ruhe. Als er 10 war wurde die Familie zusammen getrommelt und Roger fing mit der Gitarre an. Sein Gitarrenlehrer hat es richtig gemacht und Roger lernte als Erstes "Lady in Black" von Uriah Heep zu spielen. Der Gesang kam automatisch, er hat gar nicht darüber nachgedacht. Wenn man einen solchen Titel auf Gitarre lernt, singt man automatisch. Alles andere passierte freiwillig.

Eine Weile war er in Amsterdam, dann studierte er Jazz.

Heute suchen Künstler die Plattenfirmen, denn die Plattenfirmen machen sich heute selten auf die Suche nach neuen Künstlern. So hat auch Roger seine Musik "eingereicht". Bevor das Album erschienen ist, gab es nur zwei Möglichkeiten: entweder wird das, was Roger macht, ein voller Erfolg, oder ein Flop. Alle Songs sind neu komponiert, hinter den witzigen Texten steckt Frank Ramond, den wir schon durch Annett Louisan kennen gelernt haben. Die Melodien kommen in der Regel von Frank Ramond und Matthias Hass. Einen Song hat Roger beigesteuert: "Mein guter Stern auf allen Wegen". Worum es geht? Ein Mann nimmt Abschied von seinem Auto, das den TÜV nicht mehr schafft.

In Rogers Swing Band sind 11 Mann und während des Interviews bekommt man immer mehr Lust ihn und die Band live zu erleben.

Er ist ein Sympathieträger und er erzählt die Geschichten von Caterina Valente, von der er jahrelang geglaubt hat, sie sei seine Patentante und von JosÃ�phine Baker, der er als Baby in den Ausschnitt gekotzt hat.

"Männersachen" ist ein schönes Album mit Songs, die wie kleine Momentaufnahmen sind: "Kein Mann für eine Frau" oder das wunderschöne Liebeslied "Ich atme ein", das die nächste Single sein wird.

Als "Zieh' die Schuhe aus" in "hr3 extra am samstag" lief, rief unsere Moderatorin Minou sofort: "Das ist toll! Wer ist das? Muss ich haben!"

Und Roger wird unser Gast am 15. Juli erneut bei uns zu Gast sein, wenn er hier im Hessischen Rundfunk ein "hr3 VIP-Konzert" spielen wird. Näheres dazu demnächst hier auf hr3.de!

"Ich verstehe was du sagst, aber nicht was du meinst." singt er in "Zieh' die Schuhe aus". Nein, er ist kein Pantoffelheld und er bildet sich nichts ein. Er ist "ein Sänger, ein Lover, der Typ auf dem Cover..." und er macht seine Sache sehr gut.

Annett Louisan
Roger Cicero




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