Geschichten & Gespräche mit internationalen
Künstlern und Künstlerinnen
10.04.2010

James Morrison 2009

Am 5. September 2008 stand James Morrison schon in der Tür des hr3-Studios als seine hochschwangere Freundin Gill anrief: "Es geht los! Du kommst nach Hause. Sofort!" So nahm James den nächsten Flieger und vier Tage später wurde Elsie geboren, drei Wochen vor dem errechneten Termin.

Nun kam James vorbei, um den Termin nachzuholen. Seine Vaterschaft nahm James "like a duck takes to water". James wollte schon immer Vater sein. Für ihn war es vom ersten Moment ganz natürlich, Vater zu sein. Und jetzt, wo Elsie auf der Welt ist, erinnert er sich wieder an seine eigene Kindheit.

Er denkt dabei an die kindliche Naivität und dass für ein Kind alles möglich erscheint. In seinem Lied "Once when I was little" (Einmal als ich klein war) singt er, dass er als Kind damit zufrieden war, den ganzen Tag Schlammkekse zu backen und Glasscherben zu sammeln, im Glauben, dass es sich um unvorstellbare Schätze handele. Und da er erst 24 Jahre alt ist, kommt es ihm vor, als ob es mit einer eignen Kindheit gar nicht so lange her ist.

James ist zurzeit sehr erfolgreich. Der Song "Broken Strings" war vier Wochen auf Platz 1 der deutschen Single Charts, das Album "Songs for you, truths for me" ist ebenfalls ein Renner. Wir haben uns im letzten August getroffen, James war damals vor der Veröffentlichung seines zweiten Albums etwas nervös "weil das erste Album so erfolgreich war. Für das Album 'Undiscovered' habe ich einfach ein paar Songs geschreieben und es lief von allein. Jetzt musste man viel mehr nachdenken und planen ...", erklärt er seine Nervosität. Im Moment ist James selten zu Hause, aber er versucht, so oft es geht, bei Elsie und Gill zu sein. Sein Privatleben und die Karriere trennt er. Der "private" James denkt nicht über die Chartplatzirung nach oder das Geschäft überhaupt. Im Beruf ist er zu 100 Prozent der Künstler James Morrison. James findet das sogar sehr interessant, weil er so unterschiedliche Erfahrungen sammelt. Er könnte sich als Superstar aufzuführen und das würde man sogar rechtfertigen können. Aber das tut er nicht. Er ist so normal und so nett, dass man ihm glaubt, dass er viel Spaß zu Hause hat: er bringt den Müll raus und kümmert sich ums Geschirr.

Vor einem Konzert ist James immer ziemlich aufgeregt, dann braucht er einen Moment Ruhe für sich: er muss tief durchatmen und "runter" kommen. Dazu gehört auch ein ganz besonderer Tee, den alle in seiner Band hassen, James aber liebt. Der Tee schmeckt nach Lakritze und ist gut für die Stimmbänder. Die Gesangslehrerin hat James gut getan: da wo James früher seine Emotionen rausgeschrien hat, singt er sie jetzt, seine Stimme ist aufgrund seiner Erkrankung, die er als Baby hatte (Keuchhusten), ziemlich heißer, aber durch die Gesangsstunden stabil.

Die nächste Single wird voraussichtlich "Please don't stop the rain" sein, ein Song, den er mit Ryan Tedder von One Republic geschrieben hat. Ryan hatte Interesse an einer Zusammenarbeit mit James. In dem Song geht es darum, dass sich Menschen in schlechten Zeiten näher kommen und dadurch stärker werden.

James hat einmal erzählt, dass er in jedem fremden Land etwas von der Sprache lert. So auch in Deutschland "Was heißt 'ich habe...', 'I have...'" - "Oh Gott...!", erwiedert James nur. Mit einfacheren Dinge wie "Bitte" und "Danke..." klappt es viel leichter.

Am Ende sagt er "selbst wenn ich beruflich nicht erfolgreich wäre, wäre ich privat ein glücklicher Mensch."

James Morrison




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