Geschichten & Gespräche mit internationalen
Künstlern und Künstlerinnen
10.04.2010

James Morrison - Undiscovered

Als James Morrison sich am 29. Juni 2006 in Berlin einer handvoll Journalisten vorgestellt hat, konnte man nicht ahnen, dass nur ein halbes Jahr später der große Erfolg von James in Deutschland gefeiert werden würde! James hat sein Debütalbum "Undiscovered" mehr als 100.000 mal verkauft und gerade in den letzten Wochen fällt es besonders auf, dass die Songs von James Morrison überall zu hören sind.

Köln, 13. Januar 2007, die Live Music Hall: Mit 1600 verkauften Eintrittskarten ist das einzige Deutschland-Konzert von James Morrison restlos ausverkauft.

Am Nachmittag vor dem Konzert habe ich James im Hotel getroffen. Wir haben über die vergangenen Wochen und über seinen Urlaub mit seiner Freundin Gil auf Barbados geplaudert. Er sieht erholt aus. Den Stress der vergangenen Wochen, all die Reisen und die vielen, vielen Termine, spürt er immer noch in den Knochen.

Nach dem Soundcheck treffen wir uns in einem Restaurant. Dort erlebt James eine schöne Überraschung: Er bekommt Gold für seinen großen "Undiscovered"-Erfolg in Deutschland! Es gibt wenige Menschen, die sich so freuen können wie James!

Gleichzeitig ist er aber auch etwas aufgeregt, denn er hat noch nicht viel Bühnenerfahrung, erst ein Album am Start und er muss sich erst an den großen Erfolg gewöhnen. Wie geht er damit um?

Er ist immer noch ein Junge, der sich wahnsinnig darüber freut, dass er überhaupt einen Plattenvertrag hat und seine Musik machen kann. Wenn ihm jemand sagt: "Deine Stimme erinnert an Otis Redding", ist ihm das unangenehm. Wenn Kim Wilde beim Interview sagt, dass er tolle Musik macht, kann James es kaum glauben. Wenn die Sugababes ihm Komplimente machen, fragt er sie: "Meint Ihr wirklich mich?" Zum Konzert kamen auch ein paar Leute aus Belgien. Als er kurz mit ihnen gesprochen hat, sagt er verwundert: "Stell dir vor, sie sind aus Belgien gekommen um fünf Mminuten mit mir zu reden."

Im Konzert bestätigt sich das, was James gesagt hat, als er sich vor einem halben Jahr als Künstler vorgestellt hat: In erster Linie ist er kein Sänger. Er ist jemand, der durch seine Musik Emotionen transportiert.

Und das stimmt: James erzeugt mit seiner Musik eine wunderschöne Stimmung.

Noch nie habe ich in einem Konzert so viele knutschende Pärchen gesehen. Er spielte die Songs vom Album, dazu noch zwei unbekannte Stücke und eine Coverversion: Als Kind hat er oft Cat Stevens gehört, deshalb hat er "The First Cut Is The Deepest" ausgesucht. Damit möchte er auch einen Akzent setzen. Er will zeigen wo seine musikalischen Wurzeln liegen.

Auf der Bühne ist er nicht allein. Seine Band ist jung und fröhlich. Aus "Wonderful World" wird "Wonderful Girls" - das Publikum ist begeistert.

James wird mit der Zeit seine Erfahrungen machen und noch viel lernen. Auch, dass man ein Konzert dramaturgisch vielleicht anders aufbauen kann. Und dass es besser wäre wenn er nicht so viel rauchen würde. Bei den letzten Songs im Konzert wurde seine Stimme etwas brüchiger.

Nach dem Konzert haben sich einige Leute im Backstage Bereich getroffen. Dort gab es für hr3 auch eine Goldauszeihnung. Wofür? "The first believer" nennt man das: Wenn man von Anfang an dabei ist, wenn man einen unbekannten Küstler mit Überzeugung unterstützt und an Erfolg glaubt.

Vor James liegt eine große Zukunft.

Hat er den nötigen Biss mehr zu erreichen? Viele gute Alben zu machen und als Künstler zu reifen? Begreift er was passiert und welche Möglichkeiten sich öfnen?

James hofft, dass der Erfolg ihn nicht verbiegen wird und dass er nicht vergessen wird wie schlimm er es einmal hatte. Und ich hoffe, dass er weiterhin gute Musik macht, dass er nett bleibt und für jeden ein Wort hat. So wie jetzt.

"Sollte ich mich ändern und all das vergessen, gib mit einen Tritt in den A...." sagt er.

Im Moment sieht es nicht danach aus, als ob das nötig sein wird.

James Morrison




© 2024 Lidia Antonini