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07.07.2014

Poptalk Ed Sheeran

Seit September 2011, als sein Debütalbum "+" erschienen ist, hat Ed Sheeran 15 Millionen Platten verkauft und acht erfolgreiche Solosingles veröffentlicht. "In Deutschland hat das lange gedauert. Ich denke, in Deutschland hat man das erste Album nicht ganz so angenommen - bis der "Hobbit"-Song rauskam, danach begann die Sache gut zu laufen. Aber ich habe viel Arbeit in Deutschland gesteckt, ich bin so oft hier hergekommen wie in kein anderes Land, und als dann der "Hobbit"-Song rauskam, hat sich die Sache bezahlt gemacht. Ich denke deshalb, dass alles möglich ist, wenn man nur hart genug daran arbeitet, um es zu erreichen. Das ist der Schlüssel."

Wer hat Ed auf die Idee gebracht auf „I See Fire“ selbst die Geige zu spielen? Es war die Tochter des "Hobbit"-Filmregisseurs, die ein riesen Ed Sheeran Fan ist. Der Erfolg hat ihn überrascht: "Ich denke, Erfolg bringt viele Dinge und die meisten sind wundervoll, aber das Beste ist, sich wohl zu fühlen - nicht nur finanziell, es geht nicht nur um Geld, aber Geld ist eine Tatsache. Ich habe früher jeden Tag den Zug genommen, um ins Studio zu kommen und abhängig davon, wie viel Geld ich an dem Tag hatte, entschied ich, ob ich mich in den Zug schmuggle, eine Strafe riskiere, wenn ich geschnappt werde und mir einen Burger kaufe... Ich musste mir um das Geld, das ich ausgab, Gedanken machen und denken, 'Oh, ich spare dieses Pfund für später, damit ich mir Chips kaufen kann' oder 'Ich kann mir heute kein Ticket kaufen, also schmuggle ich mich durch die Schranken'. Und jetzt mache ich mir nicht mehr so viele Gedanken und das Gleiche wollte ich für meine Familie. Wenn ich also Geld verdiene, dann gilt das auch für sie. Und ich finde, das ist meine größter Erfolg."

Sein zweites Album soll alles vervielfachen, deshalb heißt es „X“ (Multiply). Ed hat darauf viele Songs über seine ex-Freundin Nina und die Suche nach der großen Liebe gemacht. "Es hat eine Weile gedauert. Im Grunde habe ich mir die Songs jeden Tag angehört, wann immer ich konnte. Ich hatte sie auf meinem iPod, ich hatte eine Liste und ich habe sie durchgehört. Wann immer mich ein Song krank gemacht hat und ich dachte, 'Der langweilt mich', habe ich ihn einfach gelöscht, und wenn einer nicht bei mir angekommen ist und mich einfach nicht emotional berührt hat, dann habe ich den gelöscht. Ich habe sie einfach einem nach dem anderen aussortiert. Und auf diese Weise kann ich garantieren, dass ich diese Songs auch in zehn Jahren noch spielen werde, weil ich sie noch nicht leid bin, nachdem ich sie 400 Mal gehört habe, also werde ich sie auch nach 4.000 Mal nicht leid sein." Mit dem Song "One" hat er die Beziehung zu seiner Exfreundin abgeschlossen: „Die ganze erste Platte handelte eigentlich von einer Person… und „One“ – vom neuen Album - war der definitiv letzte Song, den ich über diesen Menschen geschrieben habe. Ich habe ihn Backstage in der Garderobe in Perth geschrieben… und für mich ist der Abschluss, das endgültige Ende, der Beweis, dass ich nun wirklich über diese Beziehung hinweg bin.“

Ed will die Welt erobern, alles soll größer werden: der Erfolg, die Hallen, in den er auftritt, die Verkaufszahlen. Deshalb heißt das neue Album "Multiply". Den Song "Afire Love" hat er seinem Großvater gewidmet, der kurz vor Weihnachten starb.

Mit dem Mann der Stunde, Pharrell Williams, den Ed bei den Grammys getroffen hat, als er in der Reihe vor Pharrell saß, hat er zwei Songs gemacht. So ist sich Ed musikalisch treu geblieben und hat die Zutaten von Pharrell dazu addiert. Ed sagt: "Pharrell hat mich aus meiner Komfortzone raus gekitzelt und mich ermuntert, mal was anderes auszuprobieren. Er meint, ich stecke ein bisschen zu sehr in diesem Singer-Songwriter Genre fest und es wäre doch super, wenn ich der erste wäre, der die Leute damit auch zum Tanzen bringe! Also haben wir damit herum experimentiert und ich denke, wir haben das gut aufgebrochen und ich finde er klingt cool!"

Auf dem Album sind nur zwei Songs, auf den Ed ausnahmslos rappt ohne zu singen und die würden wahrscheinlich nicht von den Radiostationen gespielt werden, meint Ed. "Aber, wenn man Rap-Musik durch Gesang maskiert und man schnell und verkürzt singt, dann denken die Leute, dass man singt und man kommt damit durch. Da ist beispielsweise der Song 'Don't', von dem ich annehme, dass er irgendwann von Radiostationen gespielt wird, weil es kein richtiger Rap-Song ist, obwohl er das ist. Er ist wie ein HipHop-Beat von der Westküste über den gerappt wird, also funktioniert das."

Ed Sheeran ist im Moment viel unterwegs. "Mein Lebensstil ist 360 Tage im Jahr ziemlich wild, weil ich ständig reise, neue Orte und Menschen kennenlerne, Konzerte gebe, Songs schreibe, im Studio bin. Wenn ich also diese fünf oder zehn Tage im Jahr zuhause bin, dann will ich Frieden und Ruhe und nichts - und das meine ich buchstäblich. In meinem Haus gibt es keinen Empfang fürs Handy. Man tritt durch die Tür und buchstäblich niemand stört einen. Und solange man das Internet nicht anschaltet, stört einen keiner. Das ist mein Bereich".

"X" ist auf Platz 1 der Album Charts gelandet. "Ich denke, ein Album ist eine Arbeit mit einem Gefühl und einem Thema und eine Sammlung von Songs ist einfach nur eine Sammlung von Songs. Und ich habe das Gefühl, obwohl es unterschiedliche Produzenten hatte, ist das durchgehende Thema ich und meine Gitarre und ich, wie ich darüber singe, was in den letzten drei Jahren in meinem Leben passiert ist. Ich nehme also an, es klingt wie ein Album. Ein solches Werk werde ich nicht noch einmal abliefern."
Ed Sheeran




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