Geschichten & Gespräche mit internationalen
Künstlern und Künstlerinnen
23.11.2012

Campino

Als wir mit dem Interview beginnen wollten, kam die Meldung vom Fußball: Fortuna Düsseldorf hat gegen Werder Bremen verloren. Das schlug Campino etwas aufs Gemüt, und wir haben gleich über schönere Momente gesprochen: Wenn Fortuna auf der Siegerstraße ist, sieht man einen grinsenden Campino im Stadion, dann singen alle mit: "Tage wie diese". Campino sagt: "Es gibt für mich keinen schöneren Ort, das Lied zu hören, als das heimische Stadion, denn das Lied wird bei uns nur gespielt, wenn wir mal wieder gewonnen haben. Für uns, die das Lied geschrieben haben, ist es eine besondere Freude, wenn alle - von Opa bis Kleinkind, von Hooligan bis Schicki-Micki â€" mitschreien. Das ist schon ein sehr guter Moment."

Auf großer Tour

2012 war überhaupt ein sehr gutes Jahr: Platz 1 für das Album "Ballast der Republik", Doppelplatin, ausverkaufte Konzerte, nach der Hymne "Tage wie diese" stieg auch die neue Single "Altes Fieber" auf Platz 3 der Charts ein.

Jetzt touren die Hosen bis Silvester, und im Mai 2013 folgt der zweite Teil der Tour. Wie ist Campinos Tourleben? Die Band fährt zwischendurch öfter nach Hause, das Familienleben gibt es auch noch. Es ist zwar nicht immer einfach, in den Tourmodus zurückzufinden, aber es gibt eben glücklicherweise auch noch ein anderes Leben. Campino kümmert sich um seinen Sohn, so oft es geht, und wenn er z.B. feststellt, dass der Kurze sein Schulbrot nicht dabei hat, dann bringt ihn das zurück in die Normalität.

Hosen vs. Ärzte - Die wahre Geschichte

Die Toten Hosen spielen in ihren Konzerten auch den Ärzte-Song "Schrei nach Liebe". Zwischen den beiden Bands herrschte lange Jahre eine Art "Kalter Krieg". Aber siehe da: nächstes Jahr werden die Hosen und Die Ärzte sogar an einem Wochenende in Berlin auftreten. Campino erzählt: "Es ging eigentlich mit einer relativen Freundschaft los, ich denke, daß die Ärzte gerade die Vorläufer der Toten Hosen, die Band ZK, ein bißchen als Vorbilder hatten, was Funpunk angeht, das waren schon immer Dadaisten. Wir haben uns irgendwann überworfen bei einer Aktion, die wir zusammen gemacht haben für eine Platte 'Rausch in Stereo'. Danach haben wir uns nicht mehr gut verstanden, und dann ist es eskaliert, es gab eine Schlägerei zwischen den Bands und dann herrschte viele Jahre kalter Krieg und richtig blödes Verhalten gegenseitig: man stand auf derselben Party rum und behandelte sich wie Luft, das war irgendwann albern. Nach der Auflösung der Band Die Ärzte 1989 bin ich Farin Urlaub begegnet, und wir haben uns über alles ausgesprochen. Es war alles gut, denn, so Farin, "Uns gibt es eh nicht mehr". Ich sagte: "Ich gebe dir fünf Jahre. Wenn ihr fünf Jahre durchhaltet, kriegst du einen Tausender von mir. Wenn ihr euch vorher reformiert, dann steht mir der Geldschein zu. Danach habe ich diesen Abend vergessen. Aber drei Jahre später war ein Umschlag in meinem Briefkasten, darin der Zettel: "Du hast recht gehabt" und ein Tausend-Mark-Schein. Den Schein habe ich zerschnitten, die Hälfte nach Berlin zurückgeschickt und geschrieben: "Okay, wenn wir uns wieder sehen, verfeiern wir den zusammen, und damit geht eine neue Art der Beziehung los."

Nun also spielen die Hosen und Die Ärzte an einem Wochenende auf dem alten Flughafen Tempelhof. Sie wollten - wie schon einmal auf der Loreley - das Konzert als Riesen-Grillparty durchführen. Aber was auf der Loreley ging, funktioniert nicht in Tempelhof: Die Stadt Berlin erteilte keine Genehmigung.

Vorher spielen die Toten Hosen am 16. Juni auf dem Hessentag in Kassel. Keine Überraschung: Das Konzert ist bereits so gut wie ausverkauft.

Die Toten Hosen
Farin Urlaub




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